Tomas Lecorte
12.12.1980. In Kreuzberg verhindern die Bullen eine Hausbesetzung, aus einer spontanen Versammlung heraus entwickelt sich eine stundenlange Straßenschlacht rund um das Kottbusser Tor im damaligen ‘Armenhaus’ von Kreuzberg. Die Bullen agieren brutal, einem jungen Mann werden beide Beine zerquetscht, als ihn eine Wanne, gezielt gesteuert, mit voller Wucht gegen einen Betonkübel drückt. Am nächsten Nachmittag Vollversammlung im Mehringhof, Forderung an den Senat: Bis 20.00 Uhr sind alle gestern Festgenommenen freizulassen! Als klar wird, dass dies nicht der Fall sein wird, wird zum Kurfürstendamm mobilisiert, zuerst sind es nur einige wenige hundert, aber aus allen Ecken der Städten strömen Leute in die City, die Bullen verlieren die Kontrolle und der Kudamm zahlreiche Schaufensterscheiben. Die Medien kochen. Auch am nächsten Tag gibt es Proteste in der Innenstadt von Berlin, unmittelbares Ziel ist die Befreiung der gefangenen Gefährten, wenige Tage vor Weihnachten erlebt West-Berlin dann die größte Knastdemo seiner Geschichte, um die 15.000 (!) Menschen ziehen am Frauenknast in der Lehrter Straße und an der Männer- Untersuchungshaftanstalt Moabit vorbei. Die Westberliner Hausbesetzerbewegung hat die Bühne der Geschichte betreten und wird die Stadt für mehrere Jahre in Atem halten. Wir reproduzieren in dieser letzten Ausgabe der Sunzi Bingfa, einer unserer Traditionslinien folgend, zum Jahrestag der Geschehnisse einen Auszug aus dem Roman von Tomas Lecorte: ‘Wir tanzten bis zum Ende’, der von diesen Tagen handelt. Das Buch erschien ursprünglich 1992 beim Verlag “Am Galgenberg”, ist aber schon seit sehr langer Zeit vergriffen. Das komplette Buch wurde auch bei squat!net online gestellt. Sunzi Bingfa