Sūnzǐ Bīngfǎ Nr. #43 – 13. Dezember 2022

SŪNZǏ BĪNGFǍ NR. #43 – 13. Dezember 2022 ALS PDF DATEI:

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Bonus im PDF: Auszüge aus Souvernirs d’un Révolté von Romain Louvel – Eine Interpertation der Erzählung von Alexandre Marius Jacob

Themen in diese Ausgabe:

Happiness Is a Warm Gun

Kommuniqué Numero Zero

Morgen war Schahrivar 1401: Anmerkungen zu den iranischen Aufständen

Auch wir haben gesehen…

Das Erlaubte, das Verpflichtende und das Verbotene

Der Aufstand im Evin Gefängnis von Teheran

Der Komplize und der Souverän

Enteignung und das Recht auf Leben [Part II]

Von Urumtschi nach Shanghai: Forderungen der Sozialisten aus China und Hongkong

Dezember 1980 (Berlin)

Die kalte Haut der Stadt [Auszug]

Guerilla Kriegsführung – eine Einführung

Happiness Is a Warm Gun

Sunzi Bingfa Redaktion

All things are ready, if our mind be so.

William Shakespeare

Zweieinhalb Jahre Sunzi Bingfa, vierundvierzig Ausgaben. Tausende Seiten geschrieben, übersetzt, lektoriert. Lange Tage, lange Nächte, zu viele Zigaretten, zu viel Koffein, zu wenig geschlafen, recherchiert, gefeilt, immer auf der Suche, müde, erschöpft, stolz. Am Anfang war da dieser Mangel und eine vage Idee, ein verwegener Plan. Alles lag da, für alle sichtbar, so viele, die nicht hinsehen wollten. Eine Epoche, die zu Ende ging, traurige Überreste einer einst wilden Bewegung, die schon lange nur noch eine Karikatur ihrer selbst war. Und nun die Totalität des Ausnahmezustandes und fast überall nur Schweigen oder Akklamation. Doch alle wissen, wenn die Nacht am tiefsten, ist der Tag am nächsten. Die Zeit der allgemeinen Aufstände war gekommen, es gibt Leute, die behaupten, der weltweite Ausnahmezustand sei eine Reaktion darauf gewesen, wir halten dies für nicht zutreffend, oder besser gesagt, natürlich exekutiert sich in dem permanenten Ausnahmezustand in dem wir nun für alle Zeiten (entweder bis zum Ende der Welt wie wir sie kennen oder bis zur revolutionären Umwälzung) leben, auch die konterrevolutionäre Formierung, aber letztendlich war dies nur der organische Übergang in das Endgame eines Empires im Untergang, das nur noch taumelnd Elendsverwaltung betreiben kann und Gehirnwäsche um die Verwertungsmöglichkeiten mit aller blutigen Konsequenz bis zum letzten Atemzug der letzten Menschen zu verteidigen.

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Kommuniqué Numero Zero

Wir sind post, wir sind autonom, wir sind Anarchist*innen, wir sind Kommunist*innen, wir leisten humanitäre Hilfe in der Ukraine, wir jagen den Aufständen hinter her, wir sind brutale Feminist*innen und passen aufeinander auf, auf der Suche nach Wahrheit und doch desorientiert, wir kämpfen in unseren Nachbarschaften und suchen jede Gelegenheit einen Stein zu werfen. Wir kommen aus der Solidaritätsbewegung mit Lateinamerika, den Häuserkämpfen der 80er, aus den Ausklängen der Antifa der 2000er, aus der Anti-Globalisierungsbewegung und letztendlich aus dem Heute, was noch keinen Namen trägt. Wir wollen Alles und Nichts.

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Auch wir haben gesehen…

Gruppe Autonomie und Solidarität

Inspiriert von dem Text „Wir haben gesehen“ von Julien Coupat et al. haben wir versucht aufzuschreiben, was wir gesehen, gehört, gelesen und worüber wir uns Gedanken gemacht haben in den letzten knapp 3 Jahren autoritärer Entgrenzung im Corona-Ausnahmezustand. Dieser Text fokussiert sich auf Schritte in der Entwicklung des Autoritären, der gesellschaftlichen Akzeptanz und auf unsere Perspektiven darauf. Einiges in diesem Text wird ausführlicher, anderes kürzer erklärt oder nur angedeutet werden. Es wird versucht, eine chronologische Abfolge von Ereignissen zu zeigen, aber auch das ist nicht immer möglich, zumal sich Eindrücke und Zusammenhänge mit der Zeit erst entwickelten. Der Text hat auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er ist primär auf unsere Beobachtungen im deutschsprachigen Raum ausgerichtet. Es gibt noch viel mehr Aspekte der globalen Krise, die tiefer besprochen oder überhaupt erst angesprochen gehören. Letzten Endes soll der Text vor allem einfach ein Versuch sein, das in Worte zu fassen, was uns als Antiautoritäre in den letzten Jahren hier immer wieder besonders um Worte ringen ließ.

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Das Erlaubte, das Verpflichtende und das Verbotene

Giorgio Agamben

Nach Ansicht der arabischen Rechtsgelehrten lassen sich die menschlichen Handlungen in fünf Kategorien einteilen: verpflichtend, lobenswert, rechtmäßig, verwerflich und verboten. Dem Verpflichtenden steht das Verbotene gegenüber, dem Lobenswerten das Verwerfliche. Die wichtigste Kategorie ist jedoch diejenige, die in der Mitte steht und sozusagen die Achse der Waage bildet, die die menschlichen Handlungen abwägt und ihre Verantwortung misst (Verantwortung wird im arabischen juristischen Sprachgebrauch „Gewicht“ genannt). Wenn das Lobenswerte das ist, dessen Erfüllung belohnt wird und dessen Unterlassung nicht verboten ist, und das Verwerfliche das ist, dessen Unterlassung belohnt wird und dessen Erfüllung nicht verboten ist, dann ist das Rechtmäßige das, worüber das Gesetz nur schweigen kann, und ist daher weder verpflichtend noch verboten, weder lobenswert noch verwerflich.

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Enteignung und das Recht auf Leben [Part II]

In Part I veröffentlichten wir eine Kurzbiographie und einen Text von Clément Duval. Wir haben für diese Ausgabe von Sunzi Bingfa Auszüge über Illegalismus, über und von Alexandre Marius Jacob (1879-1954) aus Disruptive Elements übersetzt. Sunzi Bingfa

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Von Urumtschi nach Shanghai: Forderungen der Sozialisten aus China und Hongkong

Sozialisten aus China und Hongkong

Ein Brief über Strategie und Solidarität mit dem Kampf der Uiguren

Am Donnerstag, dem 24. November 2022, brach in einem Wohnhaus in Urumtschi, der Hauptstadt von Chinas „Autonomer Region Xinjiang-Uigur“, ein Feuer aus. (1) Das Feuer forderte vor allem uigurische Todesopfer und viele weitere Verletzte. Die Tragödie war eine Folge der gescheiterten Pandemiepolitik Chinas, die die Bewegungsfreiheit der Bürger stark einschränkt und ihnen über längere Zeit den Zugang zu grundlegenden Gütern verwehrt. Während diese Politik Millionen von chinesischen Bürgern betrifft, leiden die Uiguren und andere ethnische Minderheiten in der Region Xinjiang seit langem unter verschärfter Repression bis hin zu Masseninternierungen und extremer Überwachung durch die chinesische Regierung. In Xinjiang wurden auch die strengsten Abriegelungsmaßnahmen durchgeführt, so dass viele Menschen ihre Häuser für mehr als hundert Tage nicht verlassen konnten.

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