Am 18.10.1977 werden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Zellen in Stuttgart-Stammheim tot aufgefunden. Wir wollen auch dieses Jahr an die toten Genoss*innen erinnern. Wir dokumentieren deshalb an dieser Stelle einen Auszug aus einem längeren Text der Roten Brigaden zu Stammheim 1977, der den Umfang der militanten Aktionen in Westeuropa (unvollständig) verdeutlicht. Wir haben den Textauszug umfangreich bearbeitet, bzw. teilweise neu abgeschrieben, um ihn erstmals in digitaler Form publizieren zu können. Zur geschichtlichen Wahrheit gehört auch, dass der Tod der Gefangenen, jenseits aller berechtigten Kritik an der Politik der RAF, für viele Zusammenhänge in Westeuropa eine historische Zäsur darstellte, auf die reagiert werden musste. Den gesamten Text der BR als PDF Scan findet Ihr hier. Sunzi Bingfa
Paris: Brandflaschen gegen mehrere Autobusse und die Büros der Firma KEBO. Zusammenstöße. Sprengkörper gegen verschiedene deutsche Auto-Filialen und gegen die deutsch-französische Bank.
Nizza: Deutscher Bus in Brand gesetzt
Nancy: Brandflaschen gegen das deutsche Kulturzentrum.
Limoges: Brandflaschen gegen Mercedes Filiale
Montauban: Brandflaschen gegen Mercedes Filiale
Le-Port-Marly: Brandflaschen gegen Mercedes Filiale
Marseille: Molotov gegen Mannschaftswagen der Polizei
Nantes: Brandflaschen gegen Mercedes Filiale
Poitiers: Zusammenstöße
Strassburg: Deutsche Busse in Brand gesetzt
Toulouse: Plastiksprengsätze gegen deutsche Autos und Konsulat
Berlin: Brandflaschen gegen Büros der SPD und gegen eine Bank
Köln: Sabotage bei Ford, 75 Millionen Schaden
Amsterdam: Zusammenstöße, Molotov angriff auf das BRD-Konsulat
Maastricht: Deutsches Konsulat zerstört, Zusammenstösse
San Sebastian: Brandsätze gegen BRD-Konsulat
Athen: Schwere Zusammenstöße. Sprengsätze gegen die AEG. Ein Genosse bei einem Schusswechsel getötet. (Christos Kassimis, Miltanter der ELA, Anm. Sunzi Bingfa). Wir erinnern daran, dass Kreta als Stützpunkt für die GSG 9 gedient hat
Istanbul: BRD Botschaft durch Brandsätze zerstört, Feuerangriff gegen Konsulat der BRD, Molotow angriff gegen BRD -Kulturzentrum
Rom: Zusammenstösse in der Nähe der deutschen Botschaft
Mailand: Zusammenstösse, Sprengsätze gegen Siemens und BMW
Turin: Sprengsatz gegen BMW – und VW – Niederlassung
Bologna: Sprengsätze gegen VW und Iltofex. Zusammenstöße
Siena: Sprengsätze gegen Auto Niederlassung der BRD
Livorno: Sprengsätze gegen Auto Niederlassung der BRD
Venedig: Brandsätze gegen ein deutsches Konsulat.
Genua: Zusammenstöße, Sprengsätze gegen mehrere deutsche Auto Niederlassungen
Santa Margherita: Auto eines deutschen Journalisten ins Meer geschmissen
Dalmine: Maschinengewehrsalve gegen Carabinieri Kaserne
Rom: Schwere Zusammenstöße bei San Lorenzo und um die Universität. Versuch eine Polizeikaserne zu stürmen mit Feuergefecht zwischen Demonstranten und Polizei. Einige deutsche LKW in Brand gesteckt, Brandsätze gegen verschiedene Auto Niederlassungen, gegen die deutsche Akademie, gegen die Büros von Leitz und deutsche Busse
Ivrea: Revolutionäres Kommunique in 95 Fernschreiberterminals der INPS eingefüttert: „der mord an den genossen Baader und den anderen revolutionären kämpfern der RAF durch den westdeutschen imperialismus ist eine tragische bestätigung für den falschen und illusionären charakter der demokratie. die proletarische revolution beweint ihre märtyrer nicht. sondern sie gibt ihnen bekräftigung durch die verstärkung der revolutionären vorbereitung und der kampfbereitschaft ihrer kämpfer.“
Florenz: Brandsätze gegen Telefunken und deutsche Busse
Padua: Brandsätze gegen BMW Niederlassung und die deutsch-italienische Kulturvereinigung
Saronno: Schüsse und Molotow gegen die BMW-Niederlassung.
Trient: Große Schriftzüge “10, 100, 1000 Schleyer“ tauchen auf. Sprengkörper gegen deutsche Auto Niederlassung
La Spezia: Brandsätze gegen die Büros der Oto Melara, die in Lizenz den Krauss-Maffei Leopard Panzer baut
Abano Terme: zwei Busse angezündet
Padua: Sprengsätze gegen die Filiale der Singer. Sprengsätze gegen Gefängnisverwaltung
Florenz: Brandflaschen gegen die Grundig, und verschiedene deutsche Auto Niederlassungen
Rom: Sprengsätze gegen das Institut apostolischer deutscher Schwestern
Vibo Valen: Sprengstoff gegen deutsche Tankstelle
Vicenza: Angriff mit Molotows gegen deutsche Auto Filiale
Mailand: Schwere Zusammenstösse und versuchter Sturm des deutschen Konsulats, Schüsse aus Feuerwaffen gegen gepanzerte Polizeifahrzeuge, Brandflaschen gegen die Grundig Niederlassung, die deutsche Schule und den Büromaschinenhersteller Gestetner. Zusammenstöße wegen der Verkehrstarife. Angriff auf das Konsulat von Ecuador, TWA-Büro verwüstet, Sprengsätze gegen Mercedes-Niederlassung
Diano-Marina: Deutscher Bus angezündet
Imperia: Sprengsätze gegen deutsches Bürogebäude
Bolzano: Sprengkörper gegen deutschen Bus
Cagliari: Auto eines deutschen Unteroffiziers im Dienst bei der NATO-Base Decimomannu beschädigt und Molotows gegen Autos von deutschen Militärs
Sassari: Sprengsatz zerstört die BMW-Niederlassung
Vicenza: Molotow gegen Grundig Labor.
Reggio Emilia: Sprengsatz gegen VW
Neapel: Zusammenstösse, Sprengsatz gegen deutsche Auto Filiale und gegen zwei DC Büro
Mailand: Acht Schüsse auf die Beine des DC-Kommunalrates Arienti (Verantwortung von den BR übernommen), Zusammenstösse und Molotow gegen ein deutsches Lokal
Brescia: Explosivmaterial gegen Mercedes-Filiale. Ein Polizist verliert eine Hand bei dem Versuch, den Sprengsatz zu entschärfen
Bolzano: Sprengsatz gegen deutschen Bus.
Triest: Molotows gegen drei DC-Sektionen. gegen die Grundig und gegen Wohnungen von Faschisten, Brandsätze gegen Autos deutscher Militärs von der AFI (NATO) , Zusammenstösse
Palermo: Zusammenstösse. Sprengsatz gegen die VW -Filiale und gegen die Elektrizitäts Zentrale der Cementerie Siziliane
Corno: Sprengsatz gegen Audi-Filiale
Diano Marina: Grundig-Büro zerstört
Turin: Sechs Pistolenschüsse gegen die Beine des DC-Komunalrates Cocuzzolo (Verantwortung übernehmen die BR)
Trento: Sprengstoff gegen Audi- und VW -Filiale. Molotows gegen die Villa eines deutschen Industriellen
Bergamo: DC-Führer bestraft
Varese: Molotows gegen deutsche Büros. Molotows gegen die Firma Fischer.
Rom: Molotows gegen VW -Filiale
Potenza: Molotows gegen Autos und Wohnungen von DC-Funktionären
Firenze: Schwere Zusammenstösse, Polizeiautos angezündet, Sprengstoff gegen Carabinieri-Kaserne und MSI-Büro.
Pistoia: Sprengsatz gegen die BMW-Filiale.
Rom: Sprengsatz gegen deutsche Autofiliale, drei Sprengsätze zerstören drei Autos von DC Funktionären (Verantwortung übernehmen die BR )
Palermo: Sprengsätze gegen SIP-Telefonkästen
Massa: Auto eines DC-Kommunalrates angezündet. (Verantwortung übernimmt die BR)
Turin: Der Genosse Rocco Sarcone wird von einem Sprengsatz, den er dabei war. an einem deutschen Objekt anzubringen, zerrissen und stirbt.
“…was wir hier nachgezeichnet haben, war die bedeutendste revolutionäre mobilisierung auf dem kontinent in den letzten jahren. es war auf jeden fall die erste einheitliche offensive auf den gebiet des KLASSENKRIEGES. es handelt sich um ein ereignis von außerordentlicher politischer bedeutung, eine wasserscheide der geschichte. nach dem 18. oktober ist die kontinentale dimension, auf der die strategie des REVOLUTIONÄREN KLASSENKRIEGES FÜR DEN KOMMUNISMUS entwickelt muß für alle kämpfenden avantgarden, die den kampf aufgenommen haben, ganz klar geworden. es handelt sich tatsächlich nicht um eine einfache solidaritätsbewegung und auch nicht um kundgebungen von „schrecken und empörung“ gegenüber der “endlösung”, für die sich die deutsche regierung entschieden hat. das wesen der offensiven antwort liegt dagegen in der identifizierung der imperialistischen bourgeoisie und ihrer deutschen sektion als HAUPTFEIND des gesamten metropolenproletariats und seiner befreiungskräfte für eine kommunistische gesellschaft, die gemeinsam von allen klassenkräften, die in den verschiedenen ländern aktiv geworden sind, vorgenommen worden ist. der antiimperialistische und einheitliche charakter des klassenkrieges , der sich in spezifischen formen und mit eigenen zeiten in jedem land abspielt, ist überall und für alle unmittelbar klar geworden. und schließlich hat der 18. oktober klargemacht , dass im bewußtsein der kämpfenden avantgarden ein neuer OFFENSIVER PROLETARISCHER INTERNATIONALISMUS gereift ist, außerhalb und gegen die erstickende und betrügerische rhetorik der reformistischen und revisionistischen linken….”
Der Kampf hat erst begonnen – Brigate Rosse (Ende 1977)