Karl Heinz Roth
Ein knapp einstündiges Gespräch mit Karl Heinz Roth, Arzt und Historiker, über die Corona Pandemie, die im Ansatz hätte verhindert werden können. Er stellt die Alternativlosigkeit der Lockdown Politik radikal in Frage, erinnert an die Geschichte der ‘Gesundheitspolitik’ von unten, setzt sich wertschätzend kritisch mit Agambens Positionen zum Pandemie Ausnahmezustand auseinander, erteilt allen autoritären Ansätzen, nicht nur Zero Covid, eine klare Absage. Eigentlich genau die Basics, die wir als eine kritische linke Position in den vergangenen zwei Jahren Pandemie Ausnahmezustand vermisst haben, auch wenn bekannt sein dürfte, dass unsere Kritik darüber hinausgeht. Wir danken medico international auf herzlichste dafür, dass sie der Veröffentlichung auf Sunzi Bingfa zugestimmt haben.
Zur Person: Karl Heinz Roth, 1942 geboren, war nach dem Niedergang der 68iger Bewegung in der westdeutschen Gruppe Potere Operaio aktiv, die sich, wie aus dem Namen unschwer ersichtlich, am italienischen Operaismus orientierte. U.a. aus diesen Zusammenhängen entstammte die ‘Autonomie – Materialien gegen die Fabrikgesellschaft’, die zumindestens zum Teil die theoretische Unterfütterung für die sich herausschälende autonome Bewegung betrieb. Die Hefte sind mittlerweile, digital bearbeitet, komplett online gestellt worden.
1975 geriet Karl Heinz Roth zusammen mit Werner Sauber, der wegen einer angeblichen Mitgliedschaft in der ‘Bewegung 2. Juni’ gesucht wurde, in eine Polizeikontrolle, bei der es zu einem Schusswechsel kam, bei dem Werner Sauber und einer der Polizisten getötet wurden. Karl Heinz Roth wurde, obwohl selber schwer verletzt, inhaftiert und den Bedingungen der Isolationshaft unterworfen. Unzureichend medizinisch versorgt bestand wiederholt für ihn Lebensgefahr.
Eine Broschüre zu den Haftbedingungen von Karl Heinz Roth mit zahlreichen Briefen von ihm hier als PDF.
Im folgenden Prozeß 1977 wurde er freigesprochen und engagierte sich in der Gesundheitspolitik, so gründete er eine Gemeinschaftspraxis im damals proletarischen Hamburger Stadtteil St. Pauli, veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Nationalsozialismus, war maßgeblich an der Gründung der ‘Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts’ beteiligt. Anfang diese Jahres erschien von ihm ‘Blinde Passagiere – Die Corona-Krise und ihre Folgen’ im Antje Kunstmann Verlag, Berlin. Im Sommer 2020 hatten wir von Karl Heinz Roth bereits “Die historische Bedeutung der RAF” in der Sunzi Bingfa reproduziert.