Cesare Battisti
„Ich bin nicht finster. Seht ihr das nicht? Ich beleuchte die Vergangenheit und die Zukunft vor dem Hintergrund einer schwarzen Gegenwart.“
Unser Genosse Cesare Battisti ist nach wie vor Angriffen der Knast Direktion ausgesetzt, hinter dem zu Recht weitergehende politische Interessen und Verantwortliche vermutet werden können. Wir haben ja schon in der Sunzi Bingfa auf seine Situation hingewiesen.
Aus dem Knast, aus der Isolation, erreichte ein weiterer Brief die italienischen Genossen*innen, den wir übersetzt haben. Er weist darin jede Anwandlung, sich das Leben nehmen zu wollen zurück, für den Fall aller Fälle. Man kennt das ja, die geselbstmordeten Gefangenen. Cesare muss aus dem Knast, seine “Taten” liegen 40 Jahre zurück, der politischen Kontext der Klassenkonfrontation, in denen die Aktionen stattfanden ist schon lange Geschichte. Es gibt eine Seite, auf der Informationen zu seiner Situation gesammelt werden, leider auf facebook, wir wollen trotzdem darauf hinweisen: La vendetta dello Stato: il caso Cesare Battisti . Es folgt ein Video von brasilianischen Gefährt*innen, die seinerzeit gegen eine Auslieferung von Cesare nach Italien gekämpft haben und der übersetzte Brief. Sunzi Bingfa
Marco gleitet jeden Morgen wie ein Kommandeur eines Raumschiffes aus dem Bett. Jeder Schritt auf fremdem Boden legt interplanetarische Distanzen zurück. Die Trägheit hilft ihm beim Vorankommen. Er hört nie auf, sich selbst zu verblüffen, trotz allem noch zu atmen. Im Angesicht eines zeitlosen Tages.
Für die Kameradschaft, das Stöhnen seines Vorgängers. Marco zieht sich in sich zurück. Er verwechselt die Schatten der Nacht mit Geräuschen alkoholischer Partys, exotischen Düften, Orgien der Erinnerungen anderer Menschen. Gedanken, die nichts mehr sagen. Es gab jemanden, dem man nichts mehr zu sagen hatte.
Erheben Sie Ihre Waffen, ergeben Sie sich oder sterben Sie. Er würde mindestens ein Wort finden, das ihm ins Herz schießen würde. Ein Blues, ein Root-Samba zum Austeilen. Eine Liebesgeschichte, die gut ausgegangen ist.
Marco atmet auf, den abendlichen Sturz unbeschadet überstanden zu haben. In der prickelnden Stille der Pünktchen schleicht sich der Schrei eines Kindes ein. Bittere Süße, Bilder, die sich am Himmel verdicken. Vorbeiziehende Regentropfen fallen auf die Angst vor der Zukunft. Verdampfen auf der Gegenwart. Bis zum Ende, bis zum Ende des Lichts.
Bevor er zu Bett geht, nimmt Mario jeden Abend die Familienfotos ab, die an der Wand hängen.
Diese Kurzgeschichte von Cesare Battisti (kurz, weil sie ihm nicht die Mittel zum Schreiben geben) wurde von einer Botschaft begleitet, in der er seinen dramatischen Zustand anprangert:
Seit meiner Weigerung, mich in die Abteilung AS2-ISISIS zu integrieren, bin ich zur Zielscheibe einer Flut von Disziplinarverfahren geworden, und zwar in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit von zwei Meldungen pro Tag. Die Gründe für diese Meldungen, die jeweils zehn bis fünfzehn Tage Bestrafung vorsehen, sind die unwahrscheinlichsten und einfallsreichsten.
Wie zum Beispiel: „betrügerische Telefonkommunikation“, „höchst anstößige Kommunikation“ (beziehen sie sich auf meine Beschwerden über die zahlreichen Illegalitäten, die von dieser bedauernswerten Direktion begangen werden?).
Zum Beispiel war gestern, am 15. Oktober, nachdem ich um Nachricht bezüglich der Fotokopien einiger Zensurbescheide von Korrespondenz, Briefen oder in französischer Sprache gebeten hatte, oder weil sie den Protagonisten meines in Arbeit befindlichen Romans zitieren, auf die legitime Anfrage mit regelkonformer Frage, die Antwort eines Verantwortlichen, der speziell mit mir zu tun hat, eine neue Disziplinarmaßnahme, nach der, und diesmal sind sie mit ihm durchgegangen, ich den Zensor durch einen Dritten beleidigt hätte.
Ich dachte, solche Verfolgungmethoden gäbe es nur in den B-Movies, in denen der Anführer den Unglücklichen bis zum Exzess quält. Es ist sinnlos, noch länger bei der Abscheulichkeit zu verweilen, die in dieser Institution üblich zu sein scheint. Vor allem, wenn es um Cesare Battisti geht, der sich schuldig gemacht hat, sich den Karriereambitionen von jemandem nicht zu beugen. Die in Guantanamo Calabro geschaffene Situation illustriert erschöpfend, wie eine Strategie der Provokation im Gange ist, die darauf abzielt, den Verlauf der Behandlung zu unterminieren und die Darstellung des „Monsters“ ex novo zu verdichten.
Ich möchte öffentlich erklären, dass ich, auch wenn ich unter allen möglichen Einschüchterungen leide, was auch immer geschieht, nicht die Absicht habe, mich zu unkonventionellen Handlungen drängen zu lassen, und dass ich auch nicht im Geringsten darüber nachdenke, meine körperliche Unversehrtheit anzugreifen.