Ein Jahr nach seinem Hungerstreik hat der Genosse Dimitris Koufontinas dem 2010 als Reaktion auf die Krise und damit einhergehenden Ausverkauf des Journalismus gegründeten ‚Nachrichtenportal für Recherche, Information und Meinung – The Press Project‘ ein Interview gegeben. Das vollständige Interview wird derzeit noch von Genoss*innen in Athen übersetzt. Sunzi Bingfa
Er spricht darin unter anderem…
…über die Solidaritätsbewegung während seines Hungerstreiks:
„So viele und so viele politisch und ideologisch unterschiedliche Menschen haben sich für mich eingesetzt, weil sie spürten, dass das, was passiert, sie betrifft. Dass es sich in diesem Fall nicht nur um den Ausschluss einer Person von seinem Recht handelte, sondern um eine Bedrohung der
Rechte im Allgemeinen, um den Vorboten eines immer allgemeineren Regelbruchs, und wenn ein Staat die von ihm selbst aufgestellten Regeln bricht, dann ist das schon fast totalitär. Darüber hinaus haben so viele und so unterschiedliche Menschen auf den Herrschaftsstil reagiert, den die
Möchtegern-Regierungschefs im Großen wie im Kleinen an den Tag legen, auf das „Wir entscheiden und befehlen“, auf die Missachtung der Opposition, auf die verabscheuungswürdige Arroganz, die von der Zurschaustellung willkürlicher Macht durch eine Dynastie von „Gottes
Gnaden“ ausgeht, die sich das Recht herausnimmt, nach Belieben zu befehlen, und verlangt, dass ihre Untertanen dies als ihr „natürliches Recht“ anerkennen.“
…über seinen Gesundheitszustand: „Nach 65 Tagen Streik war ich, wie die Ärzte sagten, ein Sack voller Knochen. Nach einer monatelangen Rehabilitierung, die ihrerseits eine weitere Geschichte von unterschwelliger Engherzigkeit und Rachsucht ist, ist die Situation nun wie erwartet. Etwas wurde gerettet, etwas wurde verloren. Manches ist wiederhergestellt worden, anderes wird nicht wiederhergestellt werden. So ist es, man beklagt sich nicht, denn „um das, was nicht gekommen ist, weint man nicht, um das, was man hatte und nicht gegeben hat, weint man“, ich bleibe ein politischer Gefangener und alle Mittel des Kampfes, die einem politischen Gefangenen zur Verfügung hat, bleiben bestehen.“
…er ordnet aber auch vergleichend die Behandlung von politischen Gefangenen ein: „In Italien und Deutschland (und sogar in Spanien in Bezug auf die baskische nationalen Befreiung) wurden die politischen Gefangenen, selbst die mit den schwersten Anklagen, wie Politiker behandelt, während sie in Griechenland, mit zunehmend ‚lumpenhaften‘ Lemmata und dem aktuellen politischen Personal, schlicht wie im Bürgerkrieg behandelt werden. Und wenn es heute kein Militärgericht mehr gibt, verpflichtet sich die unterwürfige Justiz, die Forderung nach einem Reuebekenntnis wie damals ebenso umzusetzen, wie die nach biologischer Ausrottung, wenn ein Mensch mit amtlich bescheinigter 98%iger Behinderung im Gefängnis verbleiben soll, „damit er nicht dieselben Straftaten begeht“.
Sobald die Übersetzung vollständig vorliegt, werden wir das gesamte Interview online stellen.