Black Liberation Army (1972)
Wir widmen diesen Beitrag unser Gefährtin Elany, die sich seit dem 9. Januar 2022 in den Händen der Repressionsorgane befindet. Elany hat jüngst den Sammelband ‘Schwarze Saat’, eine umfangreiche Sammlung mit Texten und Interviews zum ’nicht-weißen’ Anarchismus veröffentlicht. Im Dezember letzten Jahres hatten wir einen Beitrag von ihr zum ‘Versagen der Linken im Ausnahmezustand’ im Heft.
Der folgende Beitrag entstammt dem Buch ‘Black Power”, das 1993 im ‘ID Archiv Verlag’ erschien. Diese Textsammlung enthält Interviews mit (damaligen) Gefangenen aus dem schwarzen bewaffneten und militanten Widerstand, sowie Texte der Black Panther Party sowie der Black Liberation Army. Das Buch ist mittlerweile komplett online gestellt worden.
Niemand ist frei solange ein/r von uns gefangen ist! Sunzi Bingfa
“Wir dokumentieren an dieser Stelle das erste Kommuniqué der Black Liberation Army vom März 1972. Dieses Kommuniqué vermittelt ansatzweise die politische Stoßrichtung der bewaffneten Aktionen der BLA bis zur Mitte der 70er Jahre. Es gibt einige der Gründe für die Spaltung der BPP (Black Panther Party) aus der Sicht der Ostküsten-Panther und des Flügels um den damaligen BPP-Informationsminister, Eldridge Cleaver, wieder.“
Aus dem Vorwort der deutschen Herausgeber von ‘Black Power’
Der Frühling kam dieses Jahr eher!
Diese Botschaft ist Fred Bennet, Robert Webb, Harold Russell, Sandra Pratt, Frank Fields, Ronald Carter, George und Jonathan Jackson und den Brothers, die in Attica ermordet wurden, gewidmet.
In der Vergangenheit wurde der Kampf um Schwarze Befreiung in den USA immer mit heißem Wetter oder der Sommerzeit in Verbindung gebracht. SchülerInnen hatten schulfrei, viele Leute waren auf den Straßen, es war 30 Grad im Schatten, und die schwarze Stimmung wurde allgemein als ziemlich gereizt, wenn nicht gar als brodelnd angesehen. Die Schweine glaubten, daß diese Eigenschaften die städtische Rebellion begünstigten. Daher wurde dem Syndrom des langen, heißen Sommers zu einer Zeit Glauben geschenkt, als Schwarze Leute auf einem heftigen Weg von Spontanität waren. Der Eindruck war, daß sich mit Herbstanfang und insbesondere im Winter dann alles abgekühlt haben wird. Denn immerhin mögen Nigger kaltes Wetter nicht!
Diese Schweine negierten dabei völlig die Tatsache, daß Schwarze und andere Dritte-Welt-Leute am meisten während der Wintermonate leiden. Zahllose Tragödien brechen über unterdrückte Menschen herein, wenn der Herbst beginnt. Miserable Wohnungen mit kaputten Fenstern. Keine Heizung oder warmes Wasser. Unsere Kinder sterben an Lungenentzündung. Die Arbeitslosenquote ist höher. Unsere Communities werden immer noch mit Drogen vollgepumpt, und die faschistischen Schweinecops mißhandeln unsere Leute immer noch oder bringen sie um.
Unsere Unterdrückung ist unabhängig von Jahreszeiten, und daher wird unser Widerstand auch nicht davon abhängig sein.
Als der erste Schnee des Jahres in New York City fiel, wurden die Schweinecops Gregory Foster und Rocco Laurie durch die Kugeln der George Jackson-Einheit der Black Liberation Army (BLA) ins Nichts befördert. Gleichzeitig kündigte die BLA auch an, daß dies die erste Aktion ihrer Frühlingsoffensive sei. Und der Frühling kam dieses Jahr eher!
Wenn Franz Fanons Die Verdammten dieser Erde die Bibel der Schwarzen Befreiungsbewegung ist, dann ist Carlos Marighellas Für die Befreiung von Brasilien (daraus wurde das Kleine Handbuch für den Stadtguerillakampf entnommen) die Bibel der Neuen Amerikanischen Stadtguerilla. Es ist eine Ironie der Geschichte, daß die alte Black Panther Party hauptverantwortlich für den Druck und die Verteilung des Kleinen Handbuchs in diesem Land war und gleichzeitig ihren Mitgliedern verbot, diese revolutionären Theorien in die Praxis umzusetzen. Mehr noch, alle Panthers, die ernsthaft über den Aufbau einer Stadtguerilla nachdachten, wurden aus der Partei ausgeschlossen und als Schweine, Großmäuler und Abtrünnige gebrandmarkt.
Ein Jahr ist seit der Spaltung der Black Panther Party (BPP) vergangen. Die bürgerlichen Bürokraten oder die rechte Seite der Medaille, die von Huey P. Newton und dem Rest des in Oakland residierenden Zentralkomitees geführt werden, machen immer noch ihr Ding: Sie gehen in die Kirche und versuchen, die schwarze Bourgeoisie zu umwerben. Dabei sehen sie aus, als wenn sie aus den Seiten der Essence-Zeitschrift kommen würden und theoretisieren tagelang. Die linke Seite der Medaille sind die Brothers und Sisters, die aus der Right On Black Panther Party oder anderen politischen Organisationen kommen. Dazu kommen diejenigen, die sich von der schwachsinnigen Selbstgefälligkeit dieser rechtsgerichteten Revisionisten getrennt haben und daran gegangen sind, Theorie in Praxis umzusetzen und zusammen mit anderen GenossInnen von denen einige nie Panther waren im städtischen Guerillakampf aktiv sind.
In Brasilien wurden Carlos Marighella und die KommunistInnen in SM-co Paulo, die aufgrund ihrer Kritik an der gewaltfreien Politik der Kommunistischen Partei gegen das Zentralkomitee stimmten, aus der Partei ausgeschlossen oder auf andere Weise bestraft, ohne sich verteidigen zu können. Sie wurden einfach nicht zu den Treffen eingeladen, bei denen ihr Ausschluß entschieden wurde. Hört sich das nicht altbekannt an? Wir können die Parallelen zu den Fällen von Geronimo ji-jaga Pratt, den New York 21, Cet, Dhoruba, Connie Matthews Tabor und vielen anderen Panthers ziehen, die Widersprüche zur Politik des Zentralkomitees hatten.
Indem wir diese Parallelen ziehen, geht es uns nicht darum, den immer gleichen Brei wieder aufzuwärmen und uns endlos über die internen Widersprüche auszulassen, die zur Spaltung der Black Panther Party führten. Alle politischen Organisationen und übrigens auch unpolitische Organisationen sehen sich mit ähnlichen internen Widersprüchen konfrontiert. Im letzten Jahr ist das gleiche Phänomen nicht nur innerhalb der BPP aufgetreten, sondern innerhalb aller großen Organisation, die in der Schwarzen Community arbeiten. Dieses Phänomen fand sich in der Southern Christian Leadership Conference (SCLC) und wurde nach außen hin als ein Machtkampf zwischen Ralph Abernathy und Jesse Jackson verkauft; ähnlich der Art und Weise, wie die Spaltung innerhalb der BPP als persönliche Rivalität zwischen Huey P. Newton und Eldridge Cleaver dargestellt wurde.
Eine ähnliche Entwicklung gab es auch in der Nation of Islam. Nach den Aussagen einiger Quellen wurden mindestens 10 Mitglieder der Nation of Islam in den letzten sechs Monaten ermordet und/oder verletzt. Diese Toten wurden in direkten Zusammenhang gebracht mit den Widersprüchen zwischen den Young Turks (oder den linksgerichteten Elemente innerhalb der Nation) und der alten Garde der göttlichen Bourgeoisie, die vom Honorable Elijah Muhammad, seinem Schwiegersohn Raymond Shariff (der ein ehemaliger FBI-Agent ist) und dem Rest der unmittelbaren Familie des Botschafters angeführt wird. Die Young Turks sagen: Wenn Weiße tatsächlich Teufel sind, dann ist es richtig, gegen sie vorzugehen, während die alten Fanatiker immer noch darauf warten, daß Allah aus dem Mutterschiff herabsteigt, um alle Verbrechen, die gegen Schwarze hier in der Wildnis Nordamerikas verübt wurden, zu sühnen. (Es ist kein Zufall, daß die Muslim Brothers während der Knastrebellionen in Queens im Oktober 1970 und während der Attica Rebellion bereit waren, zu sterben, um die Teufel zu beschützen). Baton Rouge war der Höhepunkt dieser heftigen Auseinandersetzung. Aber wir müssen verstehen, daß diese Widersprüche so allgegenwärtig sind wie die Widersprüche, die zwischen dem Alten und dem Neuen bestehen.
Die internen Widersprüche, die innerhalb der unterschiedlichen sog. Führungsorganisationen in der Schwarzen Community stattfinden, haben den Schwarzen Befreiungskampf in Babylon verändert. Daraus wurde ein neues Kind geboren DIE SCHWARZE STADTGUERILLA . Aber diese Periode des Wandels war nicht einfach, und das Kind wurde mit Blut geboren!
Unsere Ziele hier sind dreifach: 1) Dank zu sagen für das unbezahlbare Wissen, daß uns indirekt durch die Erfahrungen der Stadtguerilla Lateinamerikas vermittelt wurde, insbesondere auch die Methoden, die von den GenossInnen in Brasilien, Argentinien und natürlich den Tupamaros angewandt werden. 2) Einige der vielen Fehler, die während des letzten Jahres gemacht wurden, aufzuzeigen. 3) Und wir wollen erklären, was wir durch unsere eigenen praktischen Erfahrungen bei der Anwendung der Methoden des bewaffneten Kampfes gelernt haben.
Eine Kritik an Enteignungen
Wenn der gigantische Schritt vom Bereich der Theorie zum Bereich der Praxis gemacht wird, wird der/die RevolutionärIn auf viele Hindernisse stoßen, und es werden viele Fehler gemacht werden. In einem revolutionären Krieg wird die Guerilla jahrelang Niederlagen erleben, bevor sie sich zusammengerauft hat. Aber revolutionäre Kriege sind lang andauernde Kriege. In Brasilien, das eines der wichtigsten Länder Lateinamerikas und weltweit ist, haben die GenossInnen viele Jahre lang Niederlagen erlitten. Und selbst als Carlos Marighella zusammen mit anderen brasilianischen GenossInnen aus der KP flüchtete, hatten sie über ein Jahr mit den Vorbereitungen für eine einzige Enteignungsaktion zu kämpfen. Aber wie Marighella sagt: Es ist schwierig die Wahrheit herauszufinden, außer durch die Praxis.
Die gleichen Leute, die immer schreien: Wir sind noch nicht reif für eine Revolution, weil wir keine Gewehre haben, sind auch genau die gleichen Nigger, die immer den völligen Zusammenbruch beklagen. Und genauso, wie es eine historische Tatsache ist, daß der einfachste Weg, um eine Revolution zu bewaffnen, ist, dem Feind die Waffen wegzunehmen, ist der klügste Weg, um eine Revolution zu finanzieren, die kapitalistischen Banken zu berauben. Die Polizei hat die Waffen, und die Banken haben das Geld. Das führt uns also zu den Enteignungsaktionen.
Enteignungen (der Raub von Waffen, Waren oder Geld für revolutionäre Zwecke) sind das Aktionsfeld, für das wir die meiste Kritik erhalten haben. Eine Menge dieser Kritik ist das direkte Ergebnis der reaktionären Schweinepropaganda. Aber einiges von dieser Kritik resultierte auch aus der schlechten Auswahl der Ziele durch die Guerilla.
Historisch kam Geld, das in die Schwarze Befreiungsbewegung gesteckt wurde, hauptsächlich von liberalen Weißen mit der Ausnahme der Markus Garvey Bewegung und später der Nation of Islam. Aber in dem Maße, wie die Rhetorik der Schwarzen FreiheitskämpferInnen militanter wurde, wurde auch das Geld knapper. Geld ist überall ein brennendes Problem, und SympathisantInnen, Schwarze und Weiße, die Geld haben, sind nicht darauf aus, es wegzugeben insbesondere an einige verrückte Nigger, die das Bargeld nehmen werden, um ein paar Gewehre mehr zu kaufen, so daß sie noch mehr Volksfeinde ausrauben oder das Geld für andere revolutionäre Zwecke verwenden können. Als sie bemerkten, daß diese Quelle fast ausgeschöpft ist, schufen sich die Stadtguerilleras und -guerilleros ihre eigenen Quellen.
Um Carlos Marighella in abgewandelter Form zu zitieren: Der/Die Stadtguerillera/o benutzt den bewaffneten Kampf und konzentriert ihre/seine Aktivitäten auf die physische Vernichtung der Handlanger der Repression und widmet 24 Stunden täglich der Enteignung derer, die das Volk ausbeuten. Die einzige Frage, die unterdrückte Menschen in bezug auf den Raub der Schätze der Unterdrücker haben sollten, sollte die Frage nach der Methode sein.
In Lateinamerika ist der Bankraub die beliebteste Form der Enteignung. Nach langen Zeiten von Misserfolgen haben die GenossInnen in Brasilien mehr als $ 400.000 innerhalb eines Jahres aus kapitalistischen Banken enteignet; RevolutionärInnen aus Argentinien sind im Januar dieses Jahres mit $ 450.000 aus einem Bankraub davon spaziert und im letzten Februar mit $ 312.000 aus einem Überfall auf einen Geldtransporter, und die Tupamaros haben sogar eine noch höhere Ebene erreicht. Es scheint so, als wenn in Lateinamerika Enteignungen zu einer Art von Einführungstest in die Ausbildung für die Techniken des revolutionären Krieges geworden sind. (…)
Steve Brody und Humphrey Bogart
Es gibt zwei Arten von Enteignungen: die eine dient dem Überleben der RevolutionärInnen und die andere dem revolutionären Kampf. Viele Leute waren sehr schnell mit ihrer Kritik an den GenossInnen, die wegen Überfällen auf Tavernen und Clubs, die angeblich vom Lumpenproletariat und Schwarzen Leuten aus der Arbeiterklasse frequentiert werden, verhaftet wurden. Obwohl die GenossInnen gegen bekannte Drogenumschlagplätze, die von notorischen großen Drogenhändlern und nicht vom Lumpenproletariat oder gewöhnlichen Schwarzen Leuten frequentiert werden, vorgingen, wurden diese GenossInnen trotzdem Opfer einer engstirnigen Kritik. Alle möglichen Leute schienen verletzt darüber zu sein, daß RevolutionärInnen sich auf diese Ebene begeben müssen. Aber diese Kritik ist solange irrelevant, bis die KritikerInnen eine Alternative anbieten können.
Die Brothers und Sisters im Untergrund müssen sich auch genauso wie der Rest der Gesellschaft um ihr persönliches Überleben kümmern. Die meisten von ihnen sind illegal, und wenn sie nicht finanzielle Unterstützung erhalten, die normalerweise in kürzester Zeit aufgebraucht ist, sind sie gezwungen eine Steve Brody-Aktion zu machen. (Die Namen Steve Brody und Humphrey Bogart sind bei den Stick-Up Kids sehr beliebt. Die meisten Leute kennen Bogart. Steve Brody wurde dadurch berühmt, daß er auf der ganzen Welt Wetten darüber abgeschlossen hat, daß er von der Brooklyn Bridge springen könnte. Die Bedeutung einer Steve Brody-Aktion hat sich im Laufe der Jahre verändert, und niemand scheint ihren genauen Ursprung zu kennen. Aber heute bezeichnet der Begriff Brody Aktion im allgemeinen eine Aktion mit einem hohen Risikograd).
Carlos schreibt dazu: Es ist tatsächlich unmöglich für einen Stadtguerillero zu überleben, ohne sich am Enteignungskampf zu beteiligen. Bevor die Guerilleras und Guerilleros Rockefellers Geld in einer Bogart-Aktion einstecken können, müssen sie vielleicht erst einmal eine Brody-Aktion durchführen. Schließlich muß man ja auch erst einmal krabbeln lernen, bevor man losläuft. Diese Art von Aktionen gibt den Guerilleras und Guerilleros, die sich oft gegenseitig nur flüchtig kennen, die Möglichkeit, sich mit dem Gewehr in der Hand nahezukommen und Vertrauen zueinander zu entwickeln. Viele Brothers und Sisters haben noch nie einem Bullen ein Gewehr vors Gesicht gehalten. Eine Brody-Aktion ist oft der Katalysator gewesen, der viele revolutionäre Gruppen geschaffen hat. Eine derartige Aktion schafft Vertrauen unter den Beteiligten. Alle halten sich gegenseitig den Rücken frei, und diese Aktionen sind gleichzeitig auch ein Test bei den Vorbereitungen dafür, sowohl Rockefellers Geld als auch sein Leben zu nehmen. Das ist dann aber eine Bogart-Aktion!
Es gibt durchaus auch berechtigte Kritik an Brody-Aktionen, aber unsere KritikerInnen sollten schon etwas fundierter argumentieren als Ray Charles vor einigen Jahren, als er sagte: Du mußt etwas haben, bevor Du etwas bekommen kannst aber wie Du zu ersterem kommst, ist immer noch ein Rätsel. Nun, es ist kein Rätsel mehr. Das erste bekommst Du, indem Du es Dir nimmst, egal ob es von den ausbeuterischen Händlern an der Ecke, der Bank an der Ecke oder von dem Nigger, der Drogen aus dem Koffer seines Traumautos verkauft, kommt.
Revolutionäre oder Banditen
Manchmal ist es unmöglich, zwischen den Handlungen von RevolutionärInnen und Banditen zu unterscheiden. Die Guerilleras und Guerilleros müssen sehr klare Beispiele setzen, damit die unterdrückten Massen klare Unterscheidungen machen können. Banditen machen die Überfälle aus individualistischen Gründen und für den persönlichen Gewinn. Die Guerilleras und Guerilleros machen Enteignungsaktionen, um den revolutionären Kampf zu finanzieren.
Deswegen wird die/der Guerillera/o den politischen Hintergrund ihrer/seiner Aktionen auf zwei Arten deutlich machen. Er/Sie wird sich weder zu fehlgerichteter Gewalt oder dem Abnehmen von Geld oder persönlichem Eigentum von KundInnen, die sich in der Bank befinden, hergeben. Und sie/er wird Enteignungsaktionen durch irgendeine Art der Propaganda begleiten Sprüche gegen die herrschende Klasse und den Imperialismus an die Wände schreiben oder Flugblätter verteilen, mit denen den Leuten der politische Grund für die Aktion erklärt wird.
Die Schwarze Stadtguerilla kann bei der Enteignung eines Schwarzen Drogendealers mit einer ähnlichen Situation konfrontiert sein. Die Drogen und die Profite aus diesem teuflischen Geschäft sind oft bei ihm zuhause versteckt. Das bedeutet dann, daß seine Frau und kleine Kinder bei der Aktion anwesend sind. Die Guerilleros/as müssen eine klare Kontrolle über die Situation haben, aber es darf keine unnötige Gewalt ausgeübt werden. Wenn die Bedingungen günstig sind, sollte eine spontane politische Schulung stattfinden.
Revolutionäre enteignen niemals ArbeiterInnen und das gewöhnliche Volk, sie handeln nicht gegen ihre Interessen oder fügen ihnen Schaden zu. Diese sind nur einige der Prinzipien, die die Handlungen der Schwarzen Stadtguerilleros/as bestimmen. Auf diese Art wird die Guerilla niemals die Unterstützung der unterdrückten Massen verlieren und den reaktionären Medien zum Opfer fallen.
In der endgültigen Analyse gibt es eine feine Trennungslinie zwischen Banditen und Revolutionären. Ali Alponte, der berühmte Revolutionär der Algerischen Revolution, war einmal ein Bandit gewesen. Ben Bella saß zwei Jahre für Banküberfälle auf die Banken der Kolonialmacht im Gefängnis. Patrice Lumumba saß 16 Monate wegen Überfällen auf belgische Postämter im Knast. Selbst Brother Malcolm (Big Red) war früher einmal ein Bandit gewesen. Die Reihe der Beispiele ließe sich endlos fortsetzen.
Es gibt auch taktische Gründe dafür, revolutionäre Aktionen wie Aktionen von gewöhnlichen Banditen erscheinen zu lassen. Auf diese Art haben z.B. brasilianische RevolutionärInnen Zeit gewonnen und konnten die Reaktionäre über ein Jahr lang verwirren.
Das bedeutet nicht, daß jede Schwarze Person, die eine Bank überfällt oder eine andere Art von Enteignung durchführt, ein Mitglied der Black Liberation Army ist. Aber nach allem, was wir wissen, könnte sie es sein? Vor kurzem hat John Malone, der New Yorker Direktor des FBI gesagt, daß Banküberfälle zur obersten Priorität für seine Organisation werden. Wir denken, daß diese Erklärung in direktem Zusammenhang mit der Tatsache steht, daß junge Schwarze für die Mehrzahl der Banküberfälle, die heute in diesem Land stattfinden, verantwortlich sind. Wer weiß, vielleicht nehmen sich diese Stick-Up-Kids das Geld in dem Bewußtsein über die 40 Acres und zwei Maultiere, die ihren Vorfahren versprochen wurden? Und jedesmal, wenn Brothers und Sisters den Mut haben, bis an die Zähne bewaffnet in eine Bank zu gehen und Gib’s raus sagen, sagen wir: Das ist verdammt noch mal richtig!
Revolutionäre Hinrichtungen und andere Guerilla-Aktivitäten
Der Enteignung von Geld ist sehr viel Raum gewidmet worden, weil dies das Gebiet ist, auf dem wir die meisten Schwierigkeiten erfahren haben. Ein anderes Gebiet, für das die BLA sehr heftig kritisiert wurde, sind revolutionäre Hinrichtungen, insbesondere wenn die Leben von schwarzen Polizisten ausgelöscht wurden. Viele Schwarze Leute sagen Weiter so!, wenn weiße Polizisten ausgelöscht werden, aber haben Bedenken, wenn es darum geht, gegen schwarze Polizisten vorzugehen. Der schwarze Polizist Waverly Jones machte zusammen mit seinem weißen Gegenstück Joseph Piegentini im Mai letzten Jahres die Bekanntschaft mit Revolutionärer Gerechtigkeit. Gregory Foster ereilte zusammen mit seinem Partner Rocco Laurie im Januar dieses Jahres dasselbe Schicksal. Die Bullen versuchten daraufhin, auf die Tränendrüse zu drücken, um bei den Leuten Mitleid zu verursachen.
Jeder Reaktionär versucht sich in der Taktik des Teile und herrsche. In ihrer Verzweiflung gaben hohe Polizeibeamte Sprüche wie Die BLA macht bewußt Jagd auf schwarze Polizisten als Mordopfer von sich. Dies waren fruchtlose Anstrengungen, um die Sympathien von Schwarzen Leuten zu gewinnen. Aber Revolutionäre Hinrichtungen sind nicht eine Frage von Weiß oder Schwarz. Sie sind eine Frage danach, wer die mitternachtsblaue Uniform trägt.
Eine klare Analyse des Dilemmas für schwarze Polizisten wurde in einem anonymen Brief einer Street Sister an Mrs. Jacqueline Foster (der Witwe von Gregory Foster) formuliert. Darin heißt es: Ihr Ehemann war bei den Marines, und das Marine Corps ist eine freiwillige Angelegenheit. Marines sind außerdem auch die am besten ausgebildeten professionellen Killer der US-Streitkräfte. Ihr Ehemann kam aus Vietnam nach Hause, um sich an einer anderen freiwilligen Sache (der Polizei) zu beteiligen. Und ironischerweise hat er immer noch auf der falschen Seite gekämpft.
Das Leben eines Revolutionärs/einer Revolutionärin hat den Wert von hundert Schweinen. Und so sind viele Revolutionäre Hinrichtungen Vergeltungsaktionen für GenossInnen, die von der faschistischen Polizei ermordet wurden. (Andere Revolutionäre Hinrichtungen werden aus Gründen der psychologischen Kriegsführung oder dem Nervenkrieg ausgeführt. Sie sollen zeigen, daß der Feind nicht unbesiegbar ist.) Wenn wir das als Voraussetzung nehmen, kommen wir zu dem Schluß, daß noch viel mehr Schweine mit dem Tod bestraft werden. Einige Leute werden sich fragen, wo der Zusammenhang besteht, wenn ein Brother oder eine Sister in den Straßen von Los Angeles ermordet wird, von FBI-Agenten in Florida durch einen Schuß in den Rücken getötet wird oder in den Hochsicherheitsgefängnissen von San Quentin oder Attica ermordet wird und dann ein oder zwei Leute aus der Elitegarde von Bürgermeister Lindsay auf dem Pflaster von New York City niedergestreckt werden.
Andere stellen ähnliche Fragen wie der Autor eines Artikels mit dem Titel Überwachung und Gegenüberwachung in der Februar-Ausgabe von der Panther-Zeitung Right On. Darin fragt er: Handelt es sich bei den ermordeten Bullen um bestimmte Bullen, die in der Community als besonders brutale Schweine auffallen? Nein, es sind ganz gewöhnliche Bullen. Der Autor fährt dann damit fort, daß er unterstellt, bei der Hinrichtung von schwarzen Polizisten handele es sich nicht um politische Hinrichtungen, sondern um abenteuerliche Morde, die ein reines Spiel, das von Kindern und Gangstern gespielt würde, darstellten. Der Autor sieht auch Banküberfälle als etwas Negatives an, denn erstens: Das Geld ist nur Papier und wird nicht verbrannt. Zweitens: Die Schweine bekommen es in Form von Miete für die illegalen Wohnungen, Nahrungsmittel für Zellenmitglieder, Transportmittel bei Aktivitäten der Zellen … sofort wieder zurück, und drittens: Banküberfälle und Angriffe auf ganz gewöhnliche Bullen schaden den Schweinen nicht, sondern nützen ihnen, weil sie ihnen den Vorwand für eine Verschärfung der Repression bietet als ob sie einen derartigen Vorwand benötigen würden.
Diese Argumentationslinie ist eine Schande. Wir fragen uns, ob der Autor weiß, daß, unabhängig davon, ob eine Guerillera oder ein Guerillero in der Legalität oder im Untergrund operiert, Revolutionäre den ganzen Tag mit dem Tod tanzen, aber trotzdem bis zum endgültigen Sieg weiterkämpfen. Theoretisch haben wir keinerlei Widersprüche zu dem, was der Autor schreibt. Wir glauben, daß Ronald Reagan und San Quentins Knastdirektor Parks für den Mord an George Jackson ebenso wie New Yorks Gouverneur Rockefeller und seine Lakaien, die seine Befehle während des Massakers im Attica-Knast ausführten, hingerichtet werden sollten. General Roberts und einige andere sollten für ihre Beteiligung an der Verschwörung gegen Brother Malcolm und für den Angriff auf die Panther 21 aufgehängt werden. Aber auf der pragmatischen Ebene sind wir der Ansicht, daß der Autor Unsinn redet. Und in der Zwischenzeit, bis Schwarze Leute in der Lage sind, die Köpfe der Reagans, Rockefellers und Nixons zum Rollen zu bringen, halten wir uns an den alten Spruch von Brother Malcolm: Wenn Du von einer Schlange gebissen wirst, rennst Du auch nicht auf der Suche nach einer Schlange, der das Blut von den Zähnen tropft, durch den Wald. Jede x-beliebige Schlange tut es auch. Genauso ist es heute auch.
Schwarze RevolutionärInnen haben keine Distanz zum Nationalismus, aber wir wissen auch um seine Fallstricke. Als eine Nation sind wir mit vielen internen Widersprüchen konfrontiert. Es gibt Schwarze, die Schwarze ausbeuten, Schwarze, die Drogen an Schwarze verkaufen und schwarze Polizisten, die Schwarze ermorden, alles im Dienste unserer Unterdrücker. Wir reden hier hauptsächlich über den schwarzen Polizisten, der mit einigen harten internen und äußeren Widersprüchen konfrontiert ist. Der Kampf um die Schwarze Befreiung wird gerade auf eine höhere Ebene gebracht, und in der Zeit, die der gute Cop benötigt, um sich zu entscheiden, muß er sich an allen Fronten gut umgucken. (Am 8. März 1972 wurde in Detroit ein schwarzer Polizist von seinen schwarzen Kollegen erschossen und drei andere schwer verletzt. Die schwarzen Polizisten von STRESS dachten, daß die schwarzen Polizeioffiziere Spieler seien, und die Offiziere dachten, daß die STRESS-Teams (STRESS: Stoppt die Raubüberfälle Für sichere Straßen) für die Ermordung von 12 Menschen, davon 11 Schwarze, verantwortlich seien). Entweder stellen schwarze Cops ihre Waffen den Bedürfnissen ihres Volkes zur Verfügung, oder sie setzen sich dem Zorn des Volkes aus. Die Entscheidung liegt bei ihnen.
Wer und was ist die Black Liberation Army?
Viele Leute fragen, wer und was ist die Black Liberation Army ? Wir sind kleine Stadtguerillaeinheiten, die den bewaffneten Kampf gegen die Agenten des Todes führen die US-Regierung in Babylon. Wir sind Nigger, die der defensiven Haltung der Vergangenheit müde geworden sind. Wir haben uns dazu entschieden, aufzustehen, und sind endlich zu dem Schluß gekommen, daß die beste Verteidigung eine gute Offensive ist. Wir sehen den Guerillakampf als eine noch unterentwickelte Form einer Nationalen Befreiungsarmee- an. Wir sind das Gegenstück Babylons zu den Tupamaros in Uruguay, der FRELIMO in Mosambik oder der NFL in Vietnam. Mit anderen Worten: wir sind die rudimentäre Form einer Volksarmee.
Nur weil wir nicht in der legalen politischen Arena auftreten, heißt das noch lange nicht, daß wir ein Haufen unpolitischer Mörder und Krimineller sind, wie es die Schweine behaupten. Im Gegensatz zur Kritik an uns sind wir keine orthodoxen KommunistInnen, und einige von uns sind noch nicht einmal Marxisten-Leninisten. Wir sind hier im Herzen der imperialistischen Bestie mit einer völlig anderen Situation konfrontiert und Orthodoxie, schreibt Carlos Marighella, gehört zur alten Religion. Unsere Politik und unsere Disziplin unterscheidet uns von den legalen politischen Organisationen.
Die verschiedenen Guerillagruppen sind autonom und dezentralisiert und müssen nicht auf die Befehle eines Oberkommandos warten. Es gibt keine PolitkommissarInnen in diesen Guerillagruppen, noch haben wir charismatische Superstar-FührerInnen, die die Politik aus der Entfernung steuern. Bei der BLA geht es nicht darum, daß eine geheime Botschaft aus der Legalität kommt, die einer Guerillagruppe befiehlt, das Zielobjekt A oder B anzugreifen. Unsere Führung ist eine kollektive Führung. Unabhängig davon, ob die Aufgabe das Einsammeln einer revolutionären Steuer bei einer Bank oder ein Schwein mit dem Tod zu bestrafen ist wir setzen uns alle gemeinsam zusammen, der/die AnführerIn eingeschlossen. Wir beziehen uns auf taktische und strategische Prinzipien und nicht auf Persönlichkeiten. Unsere einzige Verpflichtung ist es, zu handeln.
Die Führungsfrage hat zu viel Verwirrung in bezug auf die Fokus-Theorie geführt. Die Schweine sind auf jeden Fall verwirrt. (Focos bedeutet einfach der zentrale Aktionspunkt. Sobald dieses Handlungszentrum gefunden und in Aktion getreten ist, wird es nach der Theorie zu der bewegenden Kraft der Revolution, und die unterdrückten Massen werden zur Waffe greifen und bis zum endgültigen Sieg kämpfen). In Lateinamerika favorisierten Che und Debray die Landguerilla als den Focos. Marighella brachte die Aktionen in die großen Industriezentren von Brasilien, und die Stadtguerilla wurde zum Foco. In Babylon sind normalerweise Schwarze der Foco, personifiziert durch aufstrebende charismatische FührerInnen, z.B. Elijah Muhammad, Brother Malcolm, Huey Newton, Eldridge Cleaver, Fred Hampton, George Jackson. Das erklärt auch, warum sich die Aktionen ständig von den Straßen in die Knäste verlagerten.
Die Schweine beziehen sich auch sehr stark auf die Foco-Theorie, und weil sie dieses Stereotyp der FührerInnen bei uns nicht mehr finden können, sagen sie, daß die Black Liberation Army führungslos sei. Das ist gelogen! Unsere FührerInnen sind die erfahrensten Brothers und Sisters unter uns oder erfahrene Guerilleros und Guerilleras, die schon in bewaffneten Auseinandersetzungen gekämpft haben.
Die Stadtguerilleras und -guerilleros sind genauso besorgt über Ausbeutung, Drogen, schlechten Wohnraum und andere Probleme unserer Communities wie die legalen politischen KämpferInnen. Aber es ist notwendig geworden, uns mit diesen Problemen auf einer anderen Ebene auseinanderzusetzen. Die Ausbeuter hinterlegen ihr Blutgeld bei den kapitalistischen Banken, und die Revolutionäre gehen zu den Banken und heben das Geld wieder ab. Die Revolutionäre werden nicht abwarten, bis wieder ein achtjähriges Kind bewußtlos wird, bevor sie gegen einen Drogenhändler vorgehen. Und wenn ein Baby an Lungenentzündung stirbt, sind die Guerilleras und Guerilleros der Überzeugung, daß der Hausbesitzer die angemessene Strafe erhalten sollte.
Die BLA versteht die Wichtigkeit einer politischen Massenbewegung. Wir sehen die Welt nicht nur von einem rein militärischen Gesichtspunkt und unterstreichen die Notwendigkeit für den Aufbau einer starken Einheitsfront. Aber wir müssen zu deren Aufbau etwas anderes beitragen. Die politischen Strukturen werden sich mit den bürgerlichen Nationalisten und den Stammesbürokraten im Kampf um eine Einheitsfront auseinandersetzen. Für uns ist die Einheitsfront eine revolutionäre Handlung und nichts anderes. Darüber hinaus kann eine Massenfront nicht lang ohne bewaffneten Kampf überleben. Es wäre so, als wenn das Volk die Befreiung ohne eine Befreiungsarmee gewinnen würde.
Wer sind wir? Wir sind SchülerInnen des Lebens, Väter und Mütter, Brothers und Sisters. Bewaffnete DichterInnen und Geliebte/r. Wir sind ArbeiterInnen und Arbeitslose. Wir sind die AusbrecherInnen und FreigängerInnen aus den Kerkern Babylons, die wegen eines bewaffneten Überfalls auf ein Schwein gefangen genommen wurden. Wir sind ehemalige GIs (Söldner), die die Technik der modernen Kriegsführung gelernt haben. Aber jetzt haben wir unsere Gewehre gegen die wahren Feinde des Volkes gerichtet.
Wir können in Harlem, Bedford-Stuyvesant, Watts, Hunts-Points und allen Orten dazwischen angetroffen werden einen Wein an der Ecke trinkend oder den Junkies gegenüber dem Polizeihauptquartier zunickend. Mit anderen Worten wir sind ganz einfache, gewöhnliche Nigger; oder der neue Schwarze Mann und die neue Schwarze Frau! aus allen Lebenssituationen.
Es gibt noch viele andere Guerillaaktionen, zu denen wir nichts gesagt haben: Entführungen, Flugzeugentführungen von kommerziellen Flugzeugen, Terrorismus, etc. … Wir haben dazu nichts gesagt, weil wir bis auf wenige Ausnahmen keine Aktionen in diesen Bereichen durchgeführt haben. Aber das bedeutet nicht, daß wir das ausschließen. Wir haben auch nicht die Möglichkeit eines ländlichen Guerillakrieges ausgeschlossen, denn wir wissen, daß 50% unseres Volkes immer noch in den ländlichen Gebieten des Südens lebt. Und wir haben die Absicht, beide Kräfte zu vereinen.
Wie wir schon vorher ausgeführt haben, sind viele Fehler gemacht worden. Aber wie Carlos Marighella gesagt hat: Es ist besser, falsch zu handeln als aus Angst, etwas falsch zu machen, nichts zu tun. Nicht alle Schwarze und andere Dritte-Welt-Völker in Babylon werden die nötigen Opfer bringen, um die völlige Befreiung der Menschen zu erreichen. Aber wenn Du der Revolution nicht helfen willst, dann solltest Du ihr nicht im Weg stehen.
An alle unsere gefangenen GenossInnen: The Indian, Radio Mouth, The Ashman und The Doctor, The Mad Poet und Nine und viele andere Brothers und Sister, die hier aus offensichtlichen Gründen nicht genannt werden zusammen mit unseren GenossInnen im politischen Exil senden wir Euch revolutionäre Grüße. Und wir hoffen, Euch alle sehr bald auf dem Schlachtfeld zu sehen!
Tod der herrschenden Klasse in den USA!
Tod allen ihrer Lakaien und Komplizen!
Sieg der Befreiung von Babylon!
Mitglieder der Black Liberation Army, März 1972