Wat Tyler
Noch ein paar Wochen, dann ist es soweit, am 01. Januar jährt sich das denkwürdige Silvester 2020/2021 zum fünften Mal. Es scheint als ob es schon so lange her ist, unser Alltag hat sich seither total geändert. Aber zurück zu Silvester 2020/2021, was ist damals passiert?
Das Jahr 2020 war ein Jahr das niemand so schnell vergessen wird. Als der Virus im Frühjahr 2020 erschien, waren viele Menschen verängstigt. Damals hatten wir noch eine Regierung und die tat alles um die Wirtschaft zu schützen. Zu Viele Tote waren schlecht für das Geschäft in der damalige Wirtschaftsordnung. Am Anfang haben viele Menschen nicht durchschaut dass es darum ging finanzielle Interessen zu schützen. Im Nachhinein kommt einem das befremdlich vor, denn die Regierungsparteien hatten in den Jahren zuvor Teile der Gesundheitsfürsorge privatisiert und infolgedessen ging die Qualität des Gesundheitssystems rapide bergab.
Das selbst mit Gesundheit Geld verdienen werden sollte, hatte schon klargestellt wo die Prioritäten lagen. Als Merkel und Co im März 2020 vor die Kamera traten und was von Solidarität faselten, wurde das trotzdem von ein Großteil der Bevölkerung abgekauft. Ein Papier vom damalige Innenministerium fand wenig Beachtung, obwohl da unmissverständlich formuliert wurde, dass die Menschen Angst eingejagt werden sollte. Spatens da hätten wir eigentlich alle schon stutzig werden müssen. Aber wir taten es nicht, zumindest die meisten nicht.
Selbst Menschen die sich als Linksradikale verstanden folgten dem Mantra der Politiker, Experten und der Endlosschleife der Medien: Bleibt zuhause. Für Teile der „radikalen Linke“ waren Jugendlichen die sich in einem Park aufhielten ein größeres Problem als die Millionen die sich weiterhin Tag für Tag in überfüllten Busse und Bahnen pferchen mussten, damit sie pünktlich zur Arbeit kamen. Homeoffice war einer der Zauberworte, um zu vertuschen dass Millionen von Menschen weiterhin gezwungen waren rauszugehen. Für Produktionsarbeiter und viele anderen war es gar nicht möglich um von Zuhause zu arbeiten. Der Widerspruch wurde entweder nicht erkannt, oder zumindest akzeptiert.
Schon während des ersten “Lockdowns” regnete es vor allem Verbote im privaten Bereich. Der Staat schrieb uns vor mit wie viele Menschen wir uns draußen treffen durften, aber auch wie viele Besucher wir Zuhause empfangen durften wurde vorgeschrieben. Per Dekret, denn das Parlament hatte nicht viel mehr zu entscheiden. Das tat ein Rat von Ministerpräsidenten der Bundesländer und der Bundesregierung.
Aber der Sommer kam und die Infektionszahlen gingen zurück. Allerdings wurde immer wieder vor einer „zweite Welle“ gewarnt. Die Politik hatte über dem Sommer nicht viel getan. Es wurde weder über die Privatisierungen im Gesundheitsbereich, noch über die viele privaten Alten- und Pflegeheimen gesprochen. Getan wurde schon gar nichts. Es wurde über die Sommermonaten 2020 auch kein neues Personal in den Gesundheitsämter eingestellt, noch nicht mal zusätzliche Kapazitäten um ein eventuellen Impfstoff zu kühlen wurden organisiert.
Heute, fünf Jahre später, können wir uns das alles kaum vorstellen. Privatisierung ist ein Relikt aus vergangene Zeiten und ältere Menschen werden schon lange nicht mehr in Heimen abgeschoben, jetzt, wo die wirtschaftliche Fesseln gesprengt wurden, kümmern wir uns solange es irgendwie geht wieder selbst um unsere Lieben. Sowie wir es früher schon immer gemacht hatten.
Im Herbst 2020 kam die zweite Welle und während der Staat tausenden Bullen zum Dannenröder Wald schickte, um dort während der Pandemie Baumhäuser zu räumen und etwa 100 Hektar Wald für ein überflüssigen Autobahnerweiterung zu roden, gab es im privaten Bereich wieder viele Verbote. In November 2020 wurden Kneipen, Restaurants, Kinos, Theater und viele andere Freizeiteinrichtungen wieder per Verordnung geschlossen. Im ersten “Lockdown” hatten Wirtschaft und Politik aber gemerkt, das Schulschließungen problematisch sind, da viele Eltern dann Zuhause bleiben müssen, damit sie ihre Kinder betreuen können.
Also blieben die Schulen geöffnet, die Lehrkräfte sollten einfach regelmäßig lüften um den Virus aus den Klassenräume zu halten. Im Laufe des Dezembers wurde es aber deutlich kälter, und das Lüften der Klassenräumen wurde zunehmend ein Problem. Die Schüler bekamen aber einen Ratschlag von der damalige Bundeskanzlerin, Angela Merkel, was sie gegen die Kälte während des Unterrichts unternehmen könnten. Merkel sagte: „Vielleicht macht man auch mal eine kleine Kniebeuge oder klatscht in die Hände.“ Wenn einem kalt ist, hilft das ja manchmal, sagte sie auch noch. Währenddessen mussten mehr und mehr Politiker und sogenannten Experten zugeben, das es viele Infektionen in Schulen gab. Es war in diese Phase das mehr und mehr Menschen klar wurde, das sie belogen werden und das die Schulen nur deswegen geöffnet blieben, damit die Eltern weiterhin für die Profite der Aktionären schuften gehen können.
Seit Monaten war die sogenannten Querdenker-Bewegung auf der Straße um gegen die Corona Maßnahmen zu protestieren. Dieses Sammelsurium von extremen Rechten, Verschwörungstheoretiker und Antisemiten leugneten das Virus und verbreitete kruden Phantasien. Für viele Menschen war diese Bewegung keine Option, und während große Teile der radikalen Linken wieder eine Aufgabe gefunden hatte, fing es an andere Stellen in der Gesellschaft an zu brodeln. Die Politiker hatten sich ausgedacht ihre autoritäre Corona Maßnahmen über die Feiertage zu lockern. Doch schon schnell wollten sie diese Lockerungen auf Weihnachten reduzieren.
Viele Politiker plädierten für eine Verlängerung der Weihnachtsferien und ein kompletten “Lockdown”, der direkt nach Weihnachten anfangen sollte. Das war für die damalige Zeit nicht verwunderlich, denn viele Menschen nahmen sich jedes Jahr Urlaub in den Weihnachtsferien und auch die Schulen waren ferienbedingt geschlossen. Die Ferien sollten nur etwas verlängert werden, bis zum 10. Januar. Wirtschaft und Politik dachten dass sie auf diese Weise die Wirtschaft am besten schützen konnten. Das Weihnachtsgeschäft würde wegen der kurze Lockerung einigermaßen laufen, und danach konnten die Menschen ja wieder zuhause bleiben.
In Bayern und Sachsen wurden dann aber schon vor Weihnachten Ausgangssperren eingeführt, die sich jedoch wieder hauptsächlich auf den privaten Bereich konzentrierten. Die Menschen sollten während der Ausgangssperre schon weiterhin arbeiten gehen. In der erste Hälfte von Dezember 2020 kam dann ein Vorschlag nach den anderen. Es wurde über Ausgangssperren, Zwangseinweisungen und die Abschaffung von Datenschutzregelungen gesprochen. Heute, fünf Jahre später kann ich mich an viele dieser abstrusen Vorschläge kaum noch erinnern. Verdrängt und aus einer andere Welt.
Immer Menschen fingen aber an zu begreifen dass das Leben mehr ist als arbeiten, essen und schlafen. Wenn das Leben selbst nicht mehr stattfindet, weil die Wirtschaft das Maß aller Dinge ist, wofür leben wir dann noch? Die autoritäre Anordnung von Maßnahmen macht uns ja noch unselbständiger und fördert in keinerlei Weise unsere Fähigkeiten selbständig zu denken und handeln. Wir sind schließlich sehr wohl in der Lage selbst Verhaltensweisen zu entwickeln wie wir am besten mit solchen Situationen umgehen. Viele Menschen fanden es gerade nach all den Strapazen und staatlicher Willkür wichtig Silvester zu feiern. Feiern zu Silvester waren aber komplett verboten worden. Nur noch maximal fünf Menschen aus höchstens zwei Haushalten durften sich treffen und draußen durfte man sich nur noch zu zweit oder mit dem eigenen Haushalt aufhalten.
Als ich am Silvesterabend 2020 bei ein paar Freunden ankam, wusste ich noch nicht wie dieser Abend sich entwickeln würde. Wir haben uns gut unterhalten, zum Teil war es aber auch sehr emotional. Wir hatten uns lange nicht mehr miteinander in dem gleichen Raum aufgehalten. Ein Videokonferenz ist nicht das selbe wie ein persönlichen Kontakt und eine Online-Party ist keine Party. Es sind im beste Falle ein digitales Surrogat, mit dem Menschen sich etwas vorgaukeln. Die Zeit flog dahin und um Mitternacht wünschten wir einander ein frohes Neues und gingen auf die Straße. Es waren viele Menschen auf der Straße und wir stellten fest, dass offensichtlich viele Menschen den persönlichen Kontakt vermisst hatten. Es wurde getanzt, gelacht und viele Nachbarn unterhielten sich das erste Mal seit langer Zeit wieder miteinander.
Aus dem nichts tauchten plötzlich mehrere Bullenwannen in unserer Straße auf. Es folgte eine Lautsprecherdurchsage dass alle in ihre Häuser gehen sollen:
„Gehen sie nach Hause und bleiben sie Zuhause!“
Doch die Menschen gingen nicht. Aus dem Lautsprecher wurde was von „Zwangsmaßnahmen“ gefaselt, aber das schien niemand großartig zu interessieren. Die Bullen stiegen aus ihre Wannen aus und fingen an die Menschen mit ihren Knüppel zu malträtieren. Die Menschen auf der Straße fingen aber an sich zu wehren, erste Flaschen und Steinen flogen. Schnell wurden die erste Barrikaden gebaut und die Bullen mussten sich durch den massiven Widerstand zurück ziehen. Das war der Anfang der mittlerweile legendären Silvester-Revolte.
Ich ging davon aus das die Bullen wiederkommen würden, schätzte dass sie etwa ein bis zwei Stunden brauchen würden um genug Verstärkung aus andere Städten zu bekommen. Das würde uns einige Zeit verschaffen. Aber die Bullen bekamen keine Unterstützung aus andere Städten, stattdessen kamen sie schon nach einer Stunde zurück. Die Verstärkung bestand aus Streifenbullen, die zum Teil auch mit Helme ausgerüstet wurden. Es dauerte keine halbe Stunde, bis die Bullen panikartig in einem Hagel von Steinen die Flucht ergriffen. Sie kamen in dieser Nacht auch nicht wieder. Wir nutzten die Zeit um die Barrikaden zu verstärken und Munitionsdepots mit Steinen, Molotowcocktails und alles was man so braucht, einzurichten. Währenddessen erreichten uns immer mehr Nachrichten aus andere Städten. Überall war die Hölle los. Die Verstärkung kam nicht, weil das ganze Land in Flammen stand, in Berlin, Hamburg, Leipzig und dutzende andere Städten gab es krasse Auseinandersetzungen mit den Bullen.
Was alles noch so geschah und wie die Politik den Nährboden für die Silvester-Revolte gelegt hat, berichte ich dann in der nächste Ausgabe der Sunzi Bingfa…