Ein Gespräch über den anhaltenden Aufstand nach der Ermordung von George Floyd durch die Bullen, COVID 19 und den Abolitionismus, mit ein paar Genossen von Revolutionary Abolitionist Movement. Ein Interview von Riot Turtle für Sūnzǐ Bīngfǎ 孫子兵法. Übersetzung: Bratislav Metulski.
Schlagwort: George Floyd
Die ewige Wiederkehr der Revolte
antikalypse
In meinen schwächeren Momenten – und derer habe ich einige – erscheint mir der wissenschaftliche Marxismus mit all seinen Begleiterscheinungen, dem akademischen Duktus, seinem messianistischem Warten und Hoffen auf den richtigen Zeitpunkt und seinen jederzeit zur Verbürgerlichung bereiten Protagonisten, wie die Aufstandsbekämpfungsmaßnahme, als die er bereits unter dem russischen Zaren als Gegengift zum bewaffneten Anarchismus hofiert wurde. Und doch gehen von ihm gelegentlich Impulse aus, die auch für Freunde des Aufstands von Interesse sein können. Einer dieser Impulsgeber ist zweifellos Richard Gilman-Opalsky, ein US-amerikanischer Professor, der vor allem zu Fragen der radikalen politischen Philosophie lehrt und forscht. Sein Buch „Spectacular Capitalism; Guy Debord and the Practice of Radical Philosophy“ wurde von der Internationalen Herbert Marcuse–Gesellschaft im Oktober 2011 zum Buch des Monats gekürt, doch vor allem sein 2016 publiziertes Werk „Spectres of the Revolt: On the Intellect of Insurrection and Philosophy from Below“ weckte das Interesse insurrektionalistischer Kreise.
In ihm erörtert Gilman-Opalsky eine Theorie der Revolte, deren Ausgangspunkt die Feststellung ist, dass die Aufstände des 21. Jahrhunderts nicht entscheidend marxistisch oder gar kommunistisch geprägt sind und sein werden, sondern erst in den Aufständen selbst eine neue Philosophie der Praxis von unten entsteht. Angefangen bei der Rebellion der Zapatisten 1994 über die griechische Revolte gegen die Alternativlosigkeit der Politik oder den „Arabischen Frühling“ bis zu den massenhaften Angriffen auf die Normalität rassistischer Unterdrückung in den USA eint sie ein Merkmal – sie entstehen von unten und fernab der etablierten Formen politischer Organisierung.
Ill Will Editions führte mit Gilman-Opalsky ein Interview über antipolitische Politiken, die Kontinuität der Revolte und die George Floyd-Rebellion. Die Übersetzung erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen, eventuelle Fehler bitte ich zu entschuldigen. Einige erklärende Fußnoten habe ich hinzugefügt, bei zitierten Texten habe ich, wenn möglich, einen Link zur deutschen Version angegeben.
Die zwei Politiken: Das bisherige Jahr 2020
Joshua Clover
In der letzten Ausgabe haben wir Achim Szepanski mit seinen Ausführungen zu dem Buch Riot.Strike.Riot von Joshua Clover, dass im Herbst endlich auf deutsch erscheinen wird, zu Wort kommen lassen. In dieser Ausgabe nun die Übersetzung eines aktuellen Textes von Clover selbst zu den Entwicklungen in den USA, den wir sehr kurzfristig in diese Ausgabe hineingenommen und übersetzt haben.
Aufruhr-Logistik
Bereits in der letzten Ausgabe haben wir uns mit den “logistischen Fragestellungen” der weltweiten Riots, und den Lernprozessen an- und für einander, konkret bezogen auf HongKong, Chile und die USA beschäftigt. Die Übersetzung des folgenden Artikels, der auf “Into the Black Box” erschien, entwirft sowohl Thesen zur Genese der Aufstände der letzten Jahre, als untersucht auch ihre konkrete Intervention in die Logistik der Macht-und Warenverhältnisse, sowie die Herausbildung einer eigenen Logistik, die besonderen Spezifikationen unterworfen ist. S.L.
Thesen zur George Floyd-Rebellion
Der folgende Artikel wurde von Freund*innen aus New York City an Ill Will Editions geschickt. Mit einem umfassenden Blick lädt uns der Text dazu ein, die historische und politische Besonderheit der andauernden antipolizeilichen Revolte zu verstehen.