Donatella Di Cesare
Die Debatte der deutschen Linken, auch ihrer radikalen Teile, über die Politik des Pandemie Ausnahmezustandes, ist in großen Teilen zutiefst von einer Position geprägt, die in früheren Zeiten zurecht als Metropolenchauvinismus bezeichnet wurde. In der Unterordnung unter das Virenregime, der ständigen Reproduktion der staatlichen Handlungsanweisungen, in der Orientierung auf die soziale Abfederung in den reichen Ländern fällt die Brutalität der weltweiten Verwerfungen infolge der Politik der Einschliessung nicht zufällig hinten runter, was bleibt ist reiner Humanismus, in der die Forderung nach der Aufnahme einiger exemplarischen Flüchtlinge eine Scharnierfunktion zwischen einem linken CDU Flügel und der refugees welcome Linken bildet. Die Tatsache, dass die bisherigen Maßnahmen der Einschliessung allein in Afrika mehr Tote als die Corona Pandemie selber fordern, weil Impfkampagnen wegbrechen, medizinische Versorgung jenseits von COVID 19 zusammenbricht, Abermillionen ihre bescheidenste Existenzgrundlagen verloren haben… ist einer postmodernen Linken, die selbstverliebt in ihr kleinbürgerliches “Luxus für alle” ist, nicht einmal eine Randbemerkung wert. Es bedarf also einer grundsätzlichen Kritik, der gegenwärtige Zustand der Zuspitzung liefert indem er die eigentlichen Mechanismen des Gesamten bloß legt, im Nebenstrang, der doch in Wirklichkeit der eigentliche ist, genau diese Möglichkeit. Man ergreift sie oder suhlt sich in selbstgerechten Humanismus.
Eine Übersetzung aus der Lundi Matin vom 25. Oktober, der Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch “Un Virus Souverain – L’asphyxie capitaliste” von Donatella Di Cesare, das jüngst bei “éditions La Fabrique” erschienen ist. Sunzi Bingfa
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