Vor genau 43 Jahre, am Morgen des 18. Oktobers 1977, wurden Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Raspe im siebten Stock des Knastes von Stuttgart Stammheim tot aufgefunden. Irmgard Möller überlebte die Nacht mit vier Messerstichen im Herz schwer verletzt. Von Anfang an sind Teile der radikalen Linken in Deutschland, aber vor allem im Ausland, davon ausgegangen, dass die staatliche Theorie über einen Suizid der Gefangenen nicht zutreffend ist. Irmgard Möller hat wiederholt die These vom Suizid der Gefangenen bestritten. Ehemalige Gefangene aus der RAF, darunter Karl Heinz Dellwo, haben viele Jahre später erklärt, sie verfügten über Informationen, dass die Gefangenen in Stammheim Suizid begangen hätten, verweisen aber auf die Vernichtungshaftbedingungen und darauf, dass die Staatsschutzbehörden sowohl von den Plänen der Gefangenen, sich selbst zu richten, als auch von den eingeschmuggelten Waffen gewusst hätten, aber aus Kalkül nichts unternommen hätten um diese Taten zu unterbinden, ergo treffe den Staat zumindestens eine moralische Schuld an dem Tod der Gefangenen.
Ein letzter juristischer Versuch, Licht in das Dunkel der unzähligen Widersprüchlichkeiten der staatlichen Theorie der Suizide zu bringen, war ein Antrag von Gottfried Ensslin und Helge Lehmann im Jahre 2012, in dem noch einmal detailliert die Widersprüche der staatlichen Darstellung benannt und ein Antrag auf eine Neueröffnung des Todesermittlungsverfahren gestellt wurde. Erwartungsgemäß wurde der Antrag abgelehnt. (1). Bis heute unterliegen wichtige Dokumente zum Geschehen der Geheimhaltung.
Wir haben vier Berichte von der Beisetzung von Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Raspe, die im Informationsdienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten (ID) (1) unmittelbar nach der Beisetzung erschienen sind und die die ganze faschistoide Zuspitzung abbilden, so umgearbeitet, dass sie online gestellt werden können. Bis auf einige wenige Veränderungen in der Rechtschreibung erscheinen die Berichte wie im Original abgedruckt. Sunzi Bingfa
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