Sebastian Lotzer
Der 1. Mai 1989 in Westberlin. Die für damalige Zeit extrem hohe Anzahl von 1.600 Bullen sind im Einsatz, darunter die neu aufgestellte Sondereinheit EbLT, die auf linken Demo so gewalttätig vorgeht, dass sie nach wenigen Jahren wieder aufgelöst wird, weil sich die brutale Gewalt schlecht verkaufen lässt. Nutzt alles nichts…, an der Revolutionären 1. Mai Demo, die in diesem Jahr das zweite Mal nach dem Kiezaufstand von 1987 stattfindet, nehmen um die 10.000 Leute teil. Es kommt zu diversen Angriffen auf Bullen, kaputten Fensterscheiben und Plünderungen, erst nach zwei Drittel der Route durch Kreuzberg und Neukölln gelingt es den Bullen, die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen und entlang der Demo Spalier aufzuziehen, trotzdem kommt es beim Abstrom der Demo von Neukölln nach Kreuzberg zu weiteren zahlreichen kaputten Schaufensterscheiben am Kottbusser Damm. Nach einem kurzen Atemholen beginnen am und rund um den Lausitzer Platz Straßenkämpfe, die sich bis in die Nacht hinziehen. Bulleneinheiten werden wiederholt eingekesselt oder müssen sich in panischer Flucht zurückziehen, am Ende sind ein Viertel der eingesetzten Bullen verletzt, über 150 Polizeifahrzeuge teilweise erheblich beschädigt, bei um die 60 Geschäften sind die Glasfronten zerstört, es entstehen Sachschäden in Millionenhöhe. Trotzdem gelingen den Bullen nur 20 Festnahmen, es ergehen 5 Haftbefehle, 3 Menschen verbleiben in Untersuchungshaft. Es sind die schwersten Krawalle in Westberlin seit 1945.
Sebastian Lotzer hat uns für diese Sonderausgabe zum 1. Mai mehrere Kapitel aus seinem Roman ‘Begrabt mein Herz am Heinrichplatz’ zur Verfügung gestellt, die wir hier wiedergeben. Sunzi Bingfa
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