Die Rede zur Verteidigung von August Spies in seinem Prozess nach dem Haymarket-Massaker

August Spies

Am Abend des 4. Mai 1886 wurde eine Versammlung zum Haymarket Square in Chicago einberufen, um gegen die Ermordung von vier Streikenden in den McCormick Harvester Works am Vortag zu protestieren. Es war eine friedliche Versammlung, und als sie von mehreren Tausend auf ein paar Hundert geschrumpft war, forderte ein Trupp von 180 Bullen die Menge auf, die Versammlung aufzulösen. Der Redner sagte, dass die Versammlung fast zu Ende sei, und dann explodierte eine Bombe inmitten der Bullen, wobei sechsundsechzig Bullen verletzt wurden, von denen sieben später starben. Die Bullen feuerte in die Menge, tötete mehrere Menschen und verletzte zweihundert. Obwohl es keine Beweise dafür gab, wer die Bombe geworfen hatte, wurden acht Anarchisten aus Chicago verhaftet, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Dies wurde weltweit als die Haymarket-Affäre bekannt. Vier der acht wurden hingerichtet, darunter auch August Spies, der in diesem Text zu seiner eigenen Verteidigung spricht. Kurz vor seiner Hinrichtung sagte Spies: „Es wird eine Zeit kommen, in der unser Schweigen mächtiger sein wird als die Stimmen, die ihr heute erwürgt.“ Dieser Text ist 135 Jahre alt, aber einige Dinge haben sich bis heute nicht wirklich geändert. Natürlich würden wir heute nicht über indigene und arabische Menschen und Kulturen sprechen, wie es August in dieser Rede tat. Trotzdem ist dieser Text wichtig. Er zeigt die Entschlossenheit von August Spies zum anarchistischen und sozialistischen Kampf gegen den Kapitalismus und ist ein historisches Dokument der anarchistischen Geschichte.

Weshalb wir ihn übersetzt haben. Sunzi Bingfa

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Aktionen der Revolutionären Zellen zum 1. Mai 1975

An den Vorabenden des 1. Mai 1975 kommt es in mehreren Städten zu Anschlägen der Revolutionären Zellen. Die erste Ausgabe der Zeitung der RZ, “Revolutionärer Zorn” erscheint, und wird in diversen Städten verteilt und ausgelegt. Ziele der RZ sind die Ausländerpolizei in Westberlin, das Gebäude der Landesvertretungen von BDI, BDA, IHK in Mainz sowie das Gebäude der IHK in Ludwigshafen. In der Zeitung wird eine Erklärung zu den Aktionen veröffentlicht:

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Beitrag zum Revolutionären 1. Mai in Berlin: Das kurdische Fahnenmeer bzw. die unangemeldete Phase

Ein zugesandter Beitrag

In der zweiten Hälfte der 2010er Jahre begann in der Geschichte des Berliner Revolutionären 1.Mai ein Abschnitt der nicht-angemeldeten Demonstrationen. Ob man seinen Widerstand oder Protest von einem Staat, den man ablehnt, genehmigen lässt oder nicht, wurde zu dieser Zeit in der autonomen Szene debattiert. In der Praxis allerdings konnten unangemeldete Demonstrationen in der Stadt oft nicht ihren geplanten Weg nehmen, weil sie von den Bullen gestoppt wurden.

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Zum 1. Mai Schwindel

Aus der anarchistischen Zeitung ‘Der Communist’ [London] Nr. 6, erschienen am 30. April 1892 (!!). Wiederveröffentlicht 2014 in dem kurzlebigen Zeitungsprojekt ‘Wolja’ aus Wien. ‘Der Communist’ war eine anarchistische (Exil) Zeitschrift mit dem Untertitel „Eigentum ist Diebstahl“. Insgesamt erschienen knapp 20 Ausgaben, zwei in italienischer Sprache, ‘Il Communista’, und eine in französischer Sprache, ‘Le Communiste’. Sunzi Bingfa

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Unabhängige Erste Mai Demo Ostberlin 1990

Am 1. Mai 1990 folgten um die 2000 Menschen einem Aufruf von Ostberliner Gruppen zu einer eigenständigen Demo, die an der “Ständigen Vertretung der BRD in der DDR” begann und zum Kollwitzplatz zog. In einem Aufruf wurde sich “gegen die Schaffung von Filialen der BRD-Banken in der DDR, gegen die Einbeziehung in die EG und die Errichtung des EG-Binnenmarktes 1992 (auf dem Gebiet der DDR)” positioniert. Weiter “werden die Neonazi-Überfälle und die Ausländerfeindlichkeit in der DDR verurteilt. Es wird zur Unterstützung der besetzten Häuser aufgerufen.”

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No Expo: “Der schwarze Block hat uns das Fest verdorben” – Der 1. Mai 2015 in Mailand

Ein unvergessener, magischer Augenblick: nachdem der black bloc über Stunden an diesem ungewöhnlich grauen 1. Mai durch Mailand gezogen war und kaum eine Schaufensterscheibe heil geblieben ist. löst er sich ins Nichts auf. Zurück bleiben nur Helme, Knüppel, schwarze Jacken und Umhänge. Ein zeitgenössischer Bericht, der wenige Tage danach veröffentlicht wurde. Sunzi Bingfa

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“Einen Krieg beenden, eine Bewegung erfinden” – Der 1. Mai 1971 in Washington D.C.

Eine weitgehend in Vergessenheit geratene Massenmobilisierung, die wir bei den Genoss*innen von libcom gefunden und für diese Sonderausgabe der Sunzi Bingfa zum 1. Mai übersetzt haben. Es muß ja nicht immer Straßenschlacht sein, auch wenn wir einiges an der Kritik an den radikaleren Gruppierungen in der damaligen USA nicht teilen. Auf jeden Fall ein zeitgenössisches Dokument über eine beeindruckende Mobilisierung, die ihre Spuren bis ins Heute hinterlassen hat und die z.B. auch in den Affinitäts Debatten fortlebt. (Die diversen Fußnoten haben wir weggelassen, Ihr findet sie im Original bei libcom)

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“Ich hab’ so Heimweh nach dem Kurfürstendamm”

Sebastian Lotzer

Wenigstens keine neue “Offensive”, kein “Unregierbar”, keine vollmundig verbalradikalen Ankündigungen, stattdessen nun also bunt und divers, der 1. Mai in Berlin soll “familienfreundlich” werden, das Schweinesystem hat versagt, weil es keinen “echten Lockdown” gestemmt bekommen hat, bald kommt die revolutionäre Ausgangssperre. Gruppierungen, die sich nicht zu schade waren, mit Grünen, Linke und SPD Menschenketten zu bilden, verkünden nun mit stolzgeschwellter Brust die Übernahme des Frontblocks. Der 1. Mai in seiner Essenz: Einmal im Jahr die eigene gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit vergessen machen, eine Demo mit 10.000 Menschen anführen. Selber unfähig Geschichte zu schreiben, bietet das Event 1. Mai seit vielen Jahren Gelegenheit sich im historischen Kontext herausputzen zu können. Eitle Selbstgefälligkeit, der die dumpfe Masse, die hinterher latscht, völlig egal ist, so wie der dumpfen Masse selber, die mit dem Wegebier in der Hand irgendwelchen roten oder was auch immer für Fahnen hinterher latscht, eigentlich auch die genauen Bestimmungen des Ganzen ziemlich egal sind. Mensch könnte am 1. Mai auch für niedrige Bierpreise oder kostenlose Bartrasuren demonstrieren, es kämen trotzdem jene 10.000 die Teil des fifteen-minutes-fame framing sein wollen.

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