Cesare Battisti im Hungerstreik

Wie seine Familienangehörigen mitteilten befindet sich Cesare seit einigen Tagen im Hungerstreik. Seit Monaten in Totalisolation im Trakt im Knast in Kalabrien gehalten, weil seine einzigen Mitgefangenen dort islamistische Terroristen sind. Cesare hat wiederholt seine Verlegung gefordert, weil er mehrfach von Islamisten mit dem Tode bedroht wurde und er seine Angehörigen praktisch nicht sehen kann. Eingesperrt 40 Jahre nach Taten, für die er selbstkritisch die politische Verantwortung übernommen hat, wird ihm von den Behörden eine besondere Gefährlichkeit unterstellt, um die Rache des Staates zu exekutieren.

Cesare muss raus aus dieser Situation, die auf seine Vernichtung abzielt

Kurz vor Beginn seines Hungerstreiks hat er dies noch einmal in einem Brief Ende Mai an die zuständigen Behörden gefordert und erneut darauf hingewiesen, dass er sich faktisch seit 27 Monaten in Totalisolation befindet. 

Es folgt die Übersetzung eines Briefes von ihm, der jüngst am 6. Juni 2021 auf Carmilla erschien und während seines letzten Hungerstreiks im Herbst 2020 verfasst wurde. Wir weisen an dieser Stelle auch nochmal auf den Beitrag ‘Kalabrisches Guantanamo’ hin, den wir in der letzten Ausgabe der Sunzi Bingfa veröffentlicht haben und in dem Cesare ausführlich auf seine politische Geschichte eingeht. 

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Züri brennt – Der Kampf um das AJZ [Häuserkampf und Klassenkampf Part 10]

Ausgerechnet in der im ewigen Biedermeier zu verharrenen Schweiz brachen Anfang der 80er Jugendkrawalle aus, die das Land erschütterten und weit über die Schweiz hinaus ausstrahlten. Überall wurde das Packeis aufgebrochen und mit Bedauern festgestellt, dass Beton nicht brennt. Da wir große Freunde der oral history sind, was geneigten Leser*innen nicht verborgen geblieben ist, folgen an dieser Stelle einige Interviews mit Beteiligten, die wir dem wunderbaren Sammelband “Wir wollen alles und zwar subito” entnommen haben, der 2001 im Limmat Verlag erschienen ist. Leider ist das Buch mittlerweile vergriffen, aber ein umfangreiches Online Archiv findet sich noch hier. Hinzugefügt haben wir noch eine Chronologie, die auch aus der genannten Quelle stammt, das Ganze schließlich etwas aufbereitet und bebildert. Sunzi Bingfa

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Häuserkampf in den Niederlanden: Keine Wohnung! Keine Krönung! – 1980 [Teil 2]

Riot Turtle

Nach dem Kampf um ein besetztes Haus in der Vondelstraße, über den wir in der letzten Ausgabe von Sunzi Bingfa berichtet haben, befasst sich dieser zweite Teil unserer Serie über Häuserkämpfe in den Niederlanden mit dem Aktionsmonat der Hausbesetzerbewegung im April 1980. Der Aktionsmonat erreichte am Krönungstag von Beatrix, dem 30. April 1980 seinen Höhepunkt. Dieser 30. April 1980 war die größte Revolte, die in den Niederlanden nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden hat. Dieser Beitrag erzählt von jenem April, außerdem haben wir dem Dokumentarfilm über den 30.4.1980: „Keine Wohnung! Keine Krönung!“ eine deutsche Untertitelung hinzugefügt. Den Film findet Ihr am Ende des Textes. Sunzi Bingfa

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Corona Riots in den Niederlanden: „Die Regierung hat den Familien Millionen gestohlen, hat Familien zerstört„

Riot Turtle

(Bild oben: Archivbild von älteren Zusammenstößen mit der Polizei in den Niederlanden.)

Seit letztem Wochenende ist es in den Niederlanden unruhig. In Urk haben Faschist*innen und Querdenker am Samstag eine Corona-Teststraße niedergebrannt. In Amsterdam und Eindhoven kam es am Sonntag zu Ausschreitungen, nachdem rechtsextreme Gruppen wie PEGIDA-NL und Querdenker in beiden Städten zu Demonstrationen gegen die Ausgangssperre aufgerufen hatten. Der seltsame Querfront-Mix in den Niederlanden bei dieser Art von Demonstrationen ist ähnlich wie in Deutschland und Österreich. Was anders ist, ist, dass Jugendliche die Querfront-Proteste in Eindhoven am Sonntag gekapert haben. Einige Fascho-Hools beschwerten sich in den sozialen Medien, dass sie dabei von migrantischen Jugendlichen zusammengeschlagen wurden. In einigen Videos skandierten Jugendlichen antisemitische Schimpfwörter. Also sind das alles rechtsextreme und antisemitische Jugendliche? Nein, auch wenn ich natürlich jedes rechtsextreme und antisemitische Verhalten verurteile, so einfach ist es nicht. Es ist eine schwierige und komplexe Situation. Ein Versuch, die Corona-Unruhen in den Niederlanden einzuordnen.

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Vorwärts Barbaren

Endnotes

Die Revolten, die die Welt von 2011 bis 2013 erschütterten, und die Aufstände von 2019 und 2020 sind keine Ausnahmeerscheinungen. Sie sind Teil einer wachsenden planetarischen Akkumulation von Kämpfen, die mit der Wirtschaftskrise von 2008 begonnen hat.’ Wir haben diesen Text von ’Endnotes’ für die Sunzi Bingfa übersetzt.

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“Lotta Continua in Frankfurt, Türken-Terror in Köln” – Migrantische Kämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik [Häuserkampf und Klassenkampf Part 3]

Serhat Karakayali

Die wilden Streiks Anfang der 70er die aus migrantischen Community kamen, dürften noch vage im Gedächtnis der deutschen Linken verhaftet sein, die Hausbesetzungen und Kämpfe um Wohnraum aus eben jener Community dürften dagegen als weitgehend vergessen gelten, deshalb an dieser Stelle ein Beitrag aus unserer losen Reihe ‘Häuserkampf und Klassenkampf, der ursprünglich u.a. auf ‘grundrisse’ erschien. Sunzi Bingfa

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Silvester in Berlin – Zum Kontrollverlust der Bullen in Neukölln

Während die Medien von einem erfolgreichen Einsatz der Bullen in Berlin sprechen, die hermetische Abriegelung des polizeifeindlichen Neubaugebietes in Schöneberg rund um die Potsdamer/Pallasstraße unter R2G scheinbar auf keine politische Kritik mehr stößt, gab es auch andere Ereignisse, die zu berichten wären. Von teilweise fast menschenleeren Straßen, der Jagd der Bullen in diversen proletarischen Wohnvierteln auf alle Jugendlichen die es sich nicht haben nehmen lassen, sich trotz Ausnahmezustand auf die Straße zu wagen, von Angriffen auf Bullenwagen, darunter ein Einheit der Bundespolizei in Konvoifahrt, in Wedding und Neukölln, Lichterfelde… – Rangeleien mit den Bullen im Victoriapark, wo gemeinsam gefeiert wird, in der Urbanstraße flogen Molotows auf einen Bullenwagen… – und von den Auseinandersetzungen in der Sanderstraße bei der die Bullen eine Stunde lang die Situation nicht unter Kontrolle hatten. Uns erreichte dazu die Schilderung eines Genossen aus Berlin. Sunzi Bingfa

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“Wir waren so unheimlich konsequent…” – Interview mit Stefan Wisniewski zur RAF und der Zuspitzung 1977

Das folgende Interview entstand ursprünglich 1997 als Gespräch mit zwei taz Journalisten und wurde später in ungekürzter Form als Buch im ID Verlag veröffentlicht. Es wirft einen offenen und selbstkritischen Blick auf die Geschichte der RAF und die Situation 1977 und Stefans persönliche Lebensgeschichte. Wir setzen damit unsere Reihe mit historischen Texten zur Geschichte des bewaffneten Antagonismus in der BRD fort. Der Text steht bei nadir auch als PDF zur Verfügung. Sunzi Bingfa

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12.12.1980 Berlin – Der Tanz beginnt. [Häuserkampf und Klassenkampf Part 2]

Eine verhinderte Hausbesetzung in Berlin Kreuzberg, Gerüchte über eine anstehende Räumung, wenige später liegt Kreuzberg im Tränengas Nebel. Überall Barrikaden, Plünderungen, Kämpfe mit den Bullen. Am nächsten Tag Scherbendemo auf dem Kurfürstendamm, drei Tage Unruhen in der Stadt. Zu Silvester demonstrieren zehntausend Menschen vor dem Frauengefängnis in der Lehrter Straße und dem Männeruntersuchungsknast in Moabit für die Freilassung der bei den Kämpfen Inhaftierten.

Der Berliner Häuserkampf nimmt ordentlich Fahrt auf. Wir veröffentlichen zum Jahrestag der Ereignisse vorab eine Folge unserer neuen Reihe ‘Häuserkampf und Klassenkampf’ auf Sunzi Bingfa. Der Beitrag besteht aus einem Kapitel aus dem Roman “Begrabt mein Herz am Heinrichplatz”, das uns vom Autor freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde, sowie einer Chronologie der Tage, die dem Extrablatt der Radikal entnommen wurde, dass wenige Tage nach den Geschehnissen breit in der Stadt verteilt wurde. Das vollständige Extrablatt findet Ihr als PDF hier. Später erscheint noch eine umfangreiche Dokumentation des Berliner Ermittlungsausschusses, die findet ihr hier.

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