Sūnzǐ Bīngfǎ Nr. #8 – 02. November 2020

Sūnzǐ Bīngfǎ Nr. #8 – 02. November 2020. Themen in dieser Ausgabe: Bis zum Ende (Cesare Battisti), Veranstaltung zum 20. Todestag von Ulrike Meinhof, Covid-1984: Mit Vollgas in den Pandemie-Totalitarismus (Anarchist Fox), Pest über Paris [Part2] (Bruno Jasieński), Die Abwehr (immun) Demokratie (Donatella Di Cesare), Apropos Moria: Interview mit Mo [Part4], Jacques Mesrine – Brother In Crime (Alèssi Dell’Umbria), “Alles ist möglich.“ Eine Art Flaschenpost über die „zweite Welle“(Wu Ming), Italien – Die Heterogenität der Revolte gegen den erneuten lockdown (Paolo Mossetti)

 

Italien – Die Heterogenität der Revolte gegen den erneuten lockdown

Paolo Mossetti

Seit einer Woche halten nun schon die Proteste und Riots gegen den erneuten ‘lockdown’ in Italien an. Die Zusammensetzung der Akteure ist sehr heterogen, ihren Interessenlagen gegensätzlich und widersprüchlich. Aufmärsche von Faschisten, Versammlungen von Gewerbetreibenden, Demos von Basisgewerkschaftern und linken Gruppen, Plünderungen durch Jugendliche. Wir haben den folgenden Artikel, der ursprünglich auf Esquire erschien und von den Genoss*innen von infoaut übernommen wurde, trotz all unserer inhaltlichen Kritik übersetzt, weil die Widersprüchlichkeit der Situation in Italien wahrscheinlich genau das abbildet, wo wir derzeit (zumindestens in Europa) in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um die Pandemie Politik der Herrschenden stehen. Einschließlich der Gefahr, dass die diffuse Bewegung gegen den Pandemie Ausnahmezustand von Rechten majorisiert wird. Sunzi Bingfa

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Jacques Mesrine – Brother In Crime

Alèssi Dell’Umbria

Vor genau 41 Jahren, am 2. November 1979, wurde Jacques Mesrine in einer paramilitärischen Operation auf Anweisung der politischen Staatsführung am hellichten Tag mitten in Paris auf offener Straße hingerichtet. Der Mann, der “niemals Sklave des Weckers sein wollte”, hat auch eine ganze Generation von Militanten in und außerhalb der Gefängnisse inspiriert. Dieser Essay über den “Staatsfeind No 1”, dem unerbitterlichsten Gegner der Hochsicherheitstrakte, die kennen zu lernen er die “Ehre” hatte, lange bevor eine Generation von bewaffneten linken Widerstandskämpfern dort isoliert wurde, stammt aus dem Jahre 2010 und lag bisher nicht auf deutsch vor. Wir haben ihn aus der englischsprachigen Version übersetzt, die 2014 auf libcom erschienen ist. Sunzi Bingfa

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Apropos Moria: Interview mit Mo [Part4]

Uns hat von Lesbos mittlerweile der vierte Bericht erreicht. In ihm führen die Genoss*innen ein Interview mit Mo, einem Flüchtling, der in dem alten Moria Lager lebte, das im September abgebrannt ist. Dem Interview vorangestellt ist eine Einleitung über die aktuelle Situation auf Lesbos. Sunzi Bingfa

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Die Abwehr (immun) Demokratie

Donatella Di Cesare

Die Debatte der deutschen Linken, auch ihrer radikalen Teile, über die Politik des Pandemie Ausnahmezustandes, ist in großen Teilen zutiefst von einer Position geprägt, die in früheren Zeiten zurecht als Metropolenchauvinismus bezeichnet wurde. In der Unterordnung unter das Virenregime, der ständigen Reproduktion der staatlichen Handlungsanweisungen, in der Orientierung auf die soziale Abfederung in den reichen Ländern fällt die Brutalität der weltweiten Verwerfungen infolge der Politik der Einschliessung nicht zufällig hinten runter, was bleibt ist reiner Humanismus, in der die Forderung nach der Aufnahme einiger exemplarischen Flüchtlinge eine Scharnierfunktion zwischen einem linken CDU Flügel und der refugees welcome Linken bildet. Die Tatsache, dass die bisherigen Maßnahmen der Einschliessung allein in Afrika mehr Tote als die Corona Pandemie selber fordern, weil Impfkampagnen wegbrechen, medizinische Versorgung jenseits von COVID 19 zusammenbricht, Abermillionen ihre bescheidenste Existenzgrundlagen verloren haben… ist einer postmodernen Linken, die selbstverliebt in ihr kleinbürgerliches “Luxus für alle” ist, nicht einmal eine Randbemerkung wert. Es bedarf also einer grundsätzlichen Kritik, der gegenwärtige Zustand der Zuspitzung liefert indem er die eigentlichen Mechanismen des Gesamten bloß legt, im Nebenstrang, der doch in Wirklichkeit der eigentliche ist, genau diese Möglichkeit. Man ergreift sie oder suhlt sich in selbstgerechten Humanismus.

Eine Übersetzung aus der Lundi Matin vom 25. Oktober, der Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch “Un Virus Souverain – L’asphyxie capitaliste” von Donatella Di Cesare, das jüngst bei “éditions La Fabrique” erschienen ist. Sunzi Bingfa

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Pest über Paris [Part2]

Bruno Jasieński

In dieser Ausgabe der Sunzi Bingfa nun der zweiter Teil der auszugsweisen Vorveröffentlichung der Erzählung ‘Pest über Paris” von Bruno Jasieński. Das Buch wird in diesen Tagen bei Bahoe Books Wien erscheinen, die Genossen Verleger haben uns diesen Auszug freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Über den Autor haben wir ja schon im ersten Teil der Vorveröffentlichung einige Worte verloren.

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Covid-1984: Mit Vollgas in den Pandemie-Totalitarismus

Anarchist Fox

Die repressiven Beschlüsse, die am 28.Oktober in der “Schalte” von Bundesregierung und Landesregierungen gefasst worden sind, waren ja schon seit Tagen abzusehen. Wir haben in der Sunzi Bingfa Redaktion in letzter Zeit darüber diskutiert, ob es sinnvoll wäre, eine gemeinsame Erklärung von dissidenten linken Gruppen und Zusammenhängen, die das offizielle Narrativ zu Corona schon länger nicht mittragen und die sich auch schon im Frühjahr entsprechend positioniert haben, zu verfassen und breit unter die Leute zu bringen.

Leider sind wir dabei an unseren eigenen Ansprüchen und dem Gefühl, dass alles kritische dazu eigentlich schon geschrieben ist, hängen geblieben. Nichtsdestotrotz halten wir es angesichts der Staats-Faschisierung, die sich im Pandemie Ausnahmezustand entfaltet, für notwendig, eine antagonistische Koalition aufzubauen, aus der sich dann hoffentlich auch irgendwann Handlungsmöglichkeiten ergeben. Vorerst bitten wir Euch die folgenden Zeilen, die wir vom anarchistischen und antiautoritären Netzwerk Schwarzer Pfeil übernommen haben, weiter zu verbreiten. Wir als Sunzi Bingfa sind auch weiterhin offen für uns zugesandte oder zugespielte Beiträge, die sich fundamental kritisch mit der offiziellen “Pandemie Politik” auseinandersetzen. See you in the streets. Sunzi Bingfa 28.10.2020

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Veranstaltung zum 20. Todestag von Ulrike Meinhof

Am 3. Mai 1996 fand im Auditorium Maximum der TU Berlin eine Podiumsdiskussion mit Monika Berberich, Ali Jansen, Johann Kresnik, Ralf Reinders, Karl-Heinz Roth, Monika Seifert, Christian Ströbele und Klaus Wagenbach statt, die von Halina Bendkowski moderiert wurde. Wir veröffentlichen hier die Abschrift der Veranstaltung, weil sich in der Diskussion u.a. das Verhältnis von verschiedenen Segmenten der Linken zum bewaffneten Antagonismus in der BRD abbildete. Wir setzen damit unsere Reihe von historischen Dokumenten zu diesem Thema fort. Sunzi Bingfa

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Veranstaltung zum 20. Todestag von Ulrike Meinhof Seite 2

Da waren sehr viele von denen, die dann einen ganz anderen Weg gegangen sind, theoretisch auch der Meinung: Man muß militant werden. Ich kenn eine ganze Reihe, die heute in ganz etablierten Stellungen sind, die damals losgefahren sind nach Holland oder nach Italien und Waffen gekauft haben, die aber die Waffen nicht benutzt haben, die nicht in militante Gruppen gegangen sind. Einige wenige, das waren, so hieß das damals, der Blues oder nachher Bewegung 2. Juni und andere Gruppierungen und eben auch die RAF, die haben gesagt: Wir machen nicht nur Theorie, sondern wir setzen das um. Als sie dann ihre ersten Aktionen, ihre Anschläge gemacht haben, vor allen Dingen die Anschläge, die gerichtet waren gegen das amerikanische Hauptquartier der US-Armee in Frankfurt und in Heidelberg, da gab es in der damaligen, in der Neuen Linken, und ich glaube nicht nur da, auch politische Sympathien mit den Aktionen, mit den Leuten. Ausdruck davon war, daß eben Ulrike Meinhof, wenn sie angeklopft hat, nicht festgenommen worden ist von ihren politischen Freunden oder von ihren früheren oder derzeitigen Genossen, sondern daß sie auch unterstützt worden ist und andere auch. So muß man das verstehen und so kann man das eigentlich nur verstehen, weil das waren nicht in unserer Wahrnehmung damals eine Reihe von verrückten Desperados, das waren politische Menschen, das waren unsere Genossinnen und Genossen, die das gemacht haben. (Beifall)

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