2021 – Sternenstaub

Sebastian Lotzer

Die Leute haben ihre Sterne, für jeden sind sie anders. Für manch Reisenden sind die Sterne Führer. Für andere sind sie nichts anderes als kleine Lichter. Und wieder andere, für die Gelehrten, sind sie Probleme. Für meinen Geschäftsmann waren sie Gold. Aber alle diese Sterne schweigen. Du aber, du wirst Sterne haben wie niemand anderes …

Der kleine Prinz – Antoine de Saint-Exupéry

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12.12.1980 Berlin – Der Tanz beginnt. [Häuserkampf und Klassenkampf Part 2]

Eine verhinderte Hausbesetzung in Berlin Kreuzberg, Gerüchte über eine anstehende Räumung, wenige später liegt Kreuzberg im Tränengas Nebel. Überall Barrikaden, Plünderungen, Kämpfe mit den Bullen. Am nächsten Tag Scherbendemo auf dem Kurfürstendamm, drei Tage Unruhen in der Stadt. Zu Silvester demonstrieren zehntausend Menschen vor dem Frauengefängnis in der Lehrter Straße und dem Männeruntersuchungsknast in Moabit für die Freilassung der bei den Kämpfen Inhaftierten.

Der Berliner Häuserkampf nimmt ordentlich Fahrt auf. Wir veröffentlichen zum Jahrestag der Ereignisse vorab eine Folge unserer neuen Reihe ‘Häuserkampf und Klassenkampf’ auf Sunzi Bingfa. Der Beitrag besteht aus einem Kapitel aus dem Roman “Begrabt mein Herz am Heinrichplatz”, das uns vom Autor freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde, sowie einer Chronologie der Tage, die dem Extrablatt der Radikal entnommen wurde, dass wenige Tage nach den Geschehnissen breit in der Stadt verteilt wurde. Das vollständige Extrablatt findet Ihr als PDF hier. Später erscheint noch eine umfangreiche Dokumentation des Berliner Ermittlungsausschusses, die findet ihr hier.

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Dancing In The Rain – L 34

Sebastian Lotzer

Lautstark schiebt sich die Menge durch die enge Gasse in Richtung Hackescher Markt, vorneweg eine knappe Hundertschaft. Pünktlich hat der Nieselregen eingesetzt, die Nässe kriecht durch die Ritzen und Poren, macht die Beine klamm. Die Bordsteinschwalben haben unter einem Vorsprung Unterschlupf gesucht, zücken ihre smartphones, Lächeln im Gesicht, mal was anderes als die immer gleichen Touristenvisagen. Aus den Bereitstellungsräumen strömen weitere Hundertschaften, Bundespolizei und andere Auswärtige. Der erste Fehler: Arroganz. Unterschätze nie einen angeschlagenen Gegner.

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Die mediale Impfung der Angst

Olivier Cheval

Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden“

Es ist schlechterdings unmöglich hierzulande nur ansatzweise eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit bestimmter Maßnahmen im Pandemie Ausnahmezustand führen zu wollen. Jeder Dissens wird pathologisiert und wer es dennoch wagt wird sofort in politische Lager verortet, die ihm fremder nicht sein könnten. Mir schrieb im Frühjahr ein mir wohlgesonnener jüngerer Genosse besorgt, ich solle doch bitte aufpassen, was ich für Positionen in meinen Pandemie Kriegstagebüchern vertrete, er wünsche mir nur das beste, aber ich sei in echter Gefahr als etwas wahrgenommen zu werden, von dem er annehme dass ich dies nicht sei. Nun, ich habe es mit Nanni Balestrini gehalten, der auf seine alten Tage öffentlich festgestellt hatte, dass “da keine radikale Linke mehr sei, nur Leere” und das er sich nun fortan lediglich als Chronist der gesellschaftlichen Entwicklung sehe. Umso erbaulicher fällt immer wieder der Blick über die Grenzen und die Erkenntnis das es immer wieder Stimmen gibt, die die Anstrengung der Übersetzungsarbeit lohnen. Ein Beitrag aus der letzten Ausgabe von Lundi Matin. Sebastian Lotzer

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