Sūnzǐ Bīngfǎ Nr. #3 – 24. August 2020

Heute veröffentlichen wir Sūnzǐ Bīngfǎ Nr. #3 – 24. August 2020. Themen in dieser Ausgabe, u.a.: Der dritte Teil von „Anatomie der Autonomie“ von Franco „Bifo“ Berardi, „How It Might Should Be Done“, Transkript eines Vortrags, den Idris Robinson am 20. Juli diesen Jahres in Seattle gehalten hat, Klaus Viehmann (saß als Mitglied der Bewegung 2. Juni insgesamt 15 Jahre Knast ab) mit „Von Banken und Perspektiven“, Der am 15. August verstorbene Stuart Christie mit einem Bericht über seine Beteiligung an einem Franco-Attentat in 1964, Resi Lucetti mit Folge 1 der Serie ‘Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus’, Ghassan Salhab mit „Libanon: Der Klang der Stiefel“ und Jennifer Bennet mit dem Artikel „Assoziierende Biestigkeit“.

How It Might Should Be Done

Idris Robinson

Der folgende Text ist das Transkript eines Vortrags, den Idris Robinson am 20. Juli diesen Jahres in Seattle gehalten hat, von ihm selbst wie auch von Ill Will Editions, die den Text transkribiert  haben, im Sinne der Lesbarkeit leicht editiert. Antikalypse

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Stuart Christie und der Attentatsversuch gegen Franco: „Mir drehte sich der Magen um. Etwas war völlig schief gelaufen …“

Stuart Christie

Am 15. August verstarb Stuart Christie nach seinem Kampf mit seinem Lungenkrebs. Sein Versuch, den spanischen Diktator Franco in den 1960er Jahren zu töten, ist immer noch legendär und ein Beispiel für eine konsequente antifaschistische Aktion und Haltung.

In diesem Land scheinen wir bezüglich der antifaschistischen Selbstverteidigung vom Weg abgekommen zu sein. In Zeiten, in denen Faschisten Waffen horten, verbünden sich hierzulande große Teile der antifaschistischen Bewegung mit Sozialdemokraten und anderen Liberalen, ja sogar mit dem Staat. Die Faschisten träumen offen vom „Tag X“, einem Tag, an dem sie Migranten, Juden, Antifaschisten, Linke und andere töten wollen. Im Grunde wollen sie alle Menschen töten, die anders denken. Während der Staat mit seinen politischen Vertretern der SPD und anderen die Faschisierung des deutschen Staates durchsetzt, wurde eine Bewegung mit antagonistischen Elementen und praktischer antifaschistischer Selbstverteidigung durch diese Bündnispolitik weitgehend befriedet.

Es gibt immer noch einige militante Antifaschisten, und es ist an der Zeit, dass genau diese Art von antifaschistischen Gruppen wieder anfangen mehr Bedeutung zu bekommen und sich mehr Leute finden, die diese Art der Praxis durchführen. Die faschistische Bedrohung wächst, und deshalb brauchen wir heute mehr Stuart Christies als je zuvor.

Stuart Christie wurde am 11. August 1964 in Madrid wegen dem Besitz von Sprengstoff verhaftet, mit dem der faschistischen Führer Franco getötet werden sollte. Stuart war auch Mitbegründer von Anarchist Black Cross und Cienfuegos Press und Autor von „Granny Made Me an Anarchist“ („Großmutter machte mich zum Anarchisten“), außerdem  gründete er auch das Anarchistische Filmarchiv.

Es folgt ein Auszug aus Stuart Christies Buch „Granny Made Me An Anarchist“, in dem seine Beteiligung an einem Attentatsversuch auf den spanischen Diktator General Franco beschrieben wird. Er beschreibt seine Erfahrungen von der Abholung des Plastiksprengstoffs in Frankreich bis zu seiner Verhaftung durch die Franco-Polizei in Spanien. Dieser Auszug wurde ursprünglich von Libcom veröffentlicht und übersetzt für Sūnzǐ Bīngfǎ. Riot Turtle

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Von Banken und Perspektiven

Klaus Viehmann

In diesem Land kommt eigentlich niemand mehr auf die Idee einen Bank zu überfallen, um politische Arbeit zu finanzieren. Eine Praxis, die in den 70igern weit verbreitet war und nicht nur zur Finanzierung klandestiner Organisierung diente, sondern deren Ausbeute auch schon mal in den Aufbau eines Kinderladens investiert wurde. Heutzutage wird eine Soliparty nach der anderen gefeiert, böse Zunge behaupteteten sogar, dass dies der eigentliche Grund sei, dass es die Hauptstadtszene überhaupt noch gäbe, bevor Corona dieser Praxis ein vorübergehendes Ende bereitete. Wie auch immer, Banküberfälle besitzen bis heute eine gewisse Popularität in nicht unerheblichen Kreisen der breiten Masse und geglückte Coups, die eine hohe Beute und eine gewisse Raffinesse aufzuweisen haben, wie z.B. der Überfall auf eine Bank in Berlin im Januar 2013, dem monatelange Grabungsarbeiten vorausgingen und den fleißigen Tunnelgräbern eine Beute von um die 10 Mio Euro einbrachte, taugen zur Legendenbildung. Auch wenn es sich in diesem Fall streng genommen nicht um einen Banküberfall, sondern um einen einfachen Einbruch, wenn auch mit hoher Beute, handelte. Wie auch immer, Banküberfälle waren schon immer ein wesentlicher Bestandteil illegaler Organisierung und so setzen wir unsere Reihe mit Texten zum bewaffneten antagonistischen Widerstand in der BRD mit diesem Beitrag von Klaus Viehmann fort, der in dem wunderbaren Sammelband “Va Banque – Bankraub, Theorie, Praxis, Geschichte” von Klaus Schönberger erschienen ist.

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Libanon: Der Klang der Stiefel

Ghassan Salhab

So ziemlich das erste, was das libanesische Regime tat, nachdem die verheerende Explosion im Hafen von Beirut die halbe Stadt verwüstet hatte, und während noch viele Menschen unter Trümmern verschüttet vermisst wurden, war den militärischen Ausnahmezustand auszurufen. Nicht um die Rettungsarbeiten zu bündeln und zu organisieren, nein, zu durchsichtig war das Manöver. Im Wissen um die eigene Verantwortung, das Verbrechen des Nichthandelns (ein Bericht über die Situation im Hafen hatte schon Wochen dem gesamten Kabinett vorgelegen), ein weiteres Verbrechen der korrupten Elite an den Menschen der geschundenen Stadt, ging es ausschließlich um den Machterhalt. In diesem Spiel waren die folgenden Rücktrittserklärungen nur ein durchsichtiges Manöver, um diese Absicht zu verschleiern. Aber niemand glaubt ihnen mehr. Tagelange Proteste und Straßenschlachten, Ministerien wurden gestürmt und besetzt und auch wenn dieser Anlauf, so wie die Revolte im letzten Herbst, dass Regime nicht von der geschichtlichen Bühne fegen konnte, so sind doch seine Tage gezählt. So steht es geschrieben. Sūnzǐ Bīngfǎ

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Assoziierende Biestigkeit

Jennifer Bennett

Es läuft jetzt schon lange. Und die Traurigkeit ist nicht kleiner, sondern größer geworden. Nicht bei mir, aber bei den Gläubigen. Noch immer sind es die Berichte aus den besonders hart getroffenen Gebieten, welche eine, wie mir scheint errechnete Rate, als Meinung dastehen lassen. Es hat sie gegeben, die Toten, also was soll die Diskussion. Das Virus ist gefährlich, das hat man doch gesehen.

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Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus – Folge 1: Rózia Robota

Resi Lucetti

Die Serie ‘Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus’ soll Frauen ehren, die Widerstand gegen das NS Regime leisteten und dies oftmals mit ihrem Leben bezahlten. Über diese Frauen ist der Nachwelt kaum etwas bekannt, oftmals finden sich trotz Recherche nur wenige Informationen über ihr Leben und ihren Kampf. Gerade deshalb haben wir uns entschieden, diese Zeugnisse zu veröffentlichen.

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